Kritik

Kinokritik zum 120-Millionen-Dollar-Blockbuster "Planet der Affen: New Kingdom" in der Kritik: Viel Gebrüll, wenig Substanz

Der neue Film aus der "Planet der Affen"-Trilogie soll die Brücke zwischen dem Kinoklassikers mit Charlton Heston in der Hauptrolle von 1968 und den Neuverfilmungen der letzten Jahre schaffen. Ob Regisseur Wes Ball ("Maze Runner") das gelungen ist, erfahren Sie in der AZ-Kritik.
von  Florian Koch
Freya Allan als Nova in einer Szene des Films "Planet der Affen: New Kingdom".
Freya Allan als Nova in einer Szene des Films "Planet der Affen: New Kingdom". © -/20th Century Studios/dpa

München – "Affen! Gemeinsam! Stark!" Das Mantra von Caesar. Diesem charismatischen Schimpansen, der so menschlich war, dass man vergessen konnte, dass er von Andy Serkis im Motion-Capture-Verfahren künstlich erschaffen wurde. Es hallt nach. Auch im nächsten Anlauf für eine neue "Planet der Affen"-Trilogie. Und so ist es nur folgerichtig, dass der Film mit einer Feuerbestattung dieses Primaten der Tafelrunde beginnt. Bevor ein Zeitsprung den harten Schnitt  ankündigt. Um Platz zu machen für einen neuen affigen Helden, der auf den biblischen Namen Noa hört.

Der Film ist Sequel zu "Planet der Affen: Survival"

Wes Ball ("Maze Runner"), Regisseur des 120 Millionen Dollar schweren US-Blockbusters, hat sich laut eigenen Aussagen lange um eine Neuverfilmung gedrückt. Erst mit einer Verortung des Films als Sequel zur düsteren Kriegsparabel "Planet der Affen: Survival" und gleichzeitigem Prequel des Originals von Franklin J. Schaffner konnte er sich anfreunden. Die Befreiung vom Schatten des dystopischen Vorgängers von Matt Reeves zeigt sich bereits ästhetisch. Die grausam kalte Winterlandschaft weicht nun einem warmen Dschungel-Terrain. Noa und seine Freunde tollen durch dieses Naturparadies wie einst Mogli und Balu im "Dschungelbuch". Und damit hören die Parallelen zum Disney-Konzern nicht auf. Gerade "Der König der Löwen" steht Pate, wenn Noa wie einst Simba mit ansehen muss, wie sein Vater getötet wird. Die Bösewichter, sie sind wie immer in der Affen-Saga die tumben Muskelprotze, die Gorillas.

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Affen und Menschen können friedlich koexistieren

Wie es ein Coming-of-Age-Film der Marke Disney will, so muss auch hier der junge, von der Familientragödie gezeichnete Held aufbrechen, um sich selbst zu finden, bevor er sich dem Feind stellen kann. Der Gegenspieler hört auf den Namen Caesar. Von der Selbstlosigkeit und dem Idealismus des großen Affenkönigs ist bei diesem verschlagenen Epigonen mit der Bronze-Krone nur der Name geblieben. Bis es zur endgültigen Konfrontation mit Noa kommt, tauchen noch zwei wichtige Figuren auf: Raka, ein charmant entspannter Orang-Utan, der sich ganz den Lehren des alten, guten Caesars verschrieben hat. Und die Noa verfolgende Menschenfrau Mae (Freya Allan). Im Gegensatz zum skeptischen Noa glaubt Raka daran, dass Affen und Menschen friedlich koexistieren können. Aber ist diese Mae, die weitaus intelligenter ist als sie vorgibt auch der gleichen Auffassung?

Umso weiter das Road Movie voranschreitet, umso mehr versucht Ball dem spannenden Parabel-Gestus der früheren "Planet der Affen"-Filme gerecht zu werden. Fragen wie nach dem Erhalt der eigenen kulturellen Identität werden aber nur gestreift, nicht vertieft. Im Vordergrund steht dann doch die Action, das Spektakel, das in einem gewaltigen Gewölbe, dem letzten Rückzugsort der Menschheit, bildgewaltig zelebriert wird.

Kino: Cadillac & Veranda, Cinemaxx, Leopold, Mathäser, Royal, Cinema (OV), Museum Lichtspiele (OV); R: Wes Ball, (USA, 145 Min.)

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