Kino-Kritik: "Die Addams Family" - eine Parodie auf unsere Gesellschaft
Der Zeichentrickfilm "Die Addams Family" führt die kultige Familie zurück zu ihren Cartoon-Wurzeln. Die lustige Parodie mit Bezug auf aktuelle Themen unserer Gesellschaft flimmert ab dem 24. Oktober über die Leinwand.
Was für ein schräger Haufen! Die bleiche, immer in schwarz gekleidete Morticia sucht mit ihrem stets optimistischen, spanisch verwurzelten Gatten Gomez ein neues Zuhause. Aber kein Stadtbewohner scheint die Addams zu akzeptieren. Gehen sie eine Straße entlang, schließen sich Fenster und Türen.

In einer verlassenen psychiatrischen Anstalt, eine heruntergekommene Villa in New Jersey, finden sie ihr neues heimisches Grusel-Glück. Ein Geist treibt hier sein Unwesen, der Garten erinnert an einen Fiedhof, eine abgetrennte Hand, namens "eiskaltes Händchen" spielt Klavier. Ein schlecht gelaunter Butler, der Lurch heißt und an Frankensteins Monster erinnert, würde jedem anderen Alpträume bereiten. "Es ist hässlich, haarsträubend – unser Zuhause", beschließt das glückliche Paar einstimmig.
"Die Addams Family" - Kampf um Akzeptanz
Das Leben läuft gut für die Addams: Morticia schminkt sich mit der Asche ihrer Eltern, Gomez versucht seinem Sohn Pugsley die Familien-Tradition des Schwertkampfes zu lehren, während dieser lieber mit Granaten das Haus verwüstet. Tochter Wednesday spannt ihren Bruder buchstäblich am liebsten auf die Folter. Die Hauskatze ist ein Löwe und statt Geranien hat man eine riesige fleischfressende Pflanze. Das Leben könnte in vollen Schreckens-Zügen genossen werden, wäre da nicht das Dorf, das die Addams mal wieder nicht mit offenen Armen empfängt.
Diese sind nämlich überhaupt nicht so, wie sich das die klischeehafte, perfekte amerikanische Dorf-Familie, mit dem auf den Millimeter gestutzten Rasen im Vorgarten, sich das vorstellt. Die Situation wird noch schlimmer, als die pupertierende Wednesday beschließt, sie müsse fortan der Schulpflicht nachgehen, sich mit pinken Klamotten versucht anzupassen und damit zur Abwechslung mal ihre Eltern in Schrecken versetzt. Die Eltern laden zusätzlich die gesamte Verwandtschaft ein, damit der Sohnemann ihnen seine erlernte Schwertkampfkunst präsentieren kann.

"Die Addams Family" - Gruselfamilie trifft auf Klischee-Spießer
Ein amerikanisches Klischee-Spießerkaff trifft hier auf eine Familie, die an allem Makaberen und Grotesken Freude hat - und damit ein Zerrspiegel unserer Spießigkeit und Fremdenfurcht ist. "Ah, ein Gefängnis", sagt Wednesday, als sie die Schule betritt. Oder: "Mich interessiert es, was die Plastikfrau zu sagen hat", als es um die schönheitschirurgisch zurechtgeschnittene TV-Moderatorin der Stadt geht, die Wednesday auch als "Schaufensterpuppe" bezeichnet.
Die wiederum denkt, sie habe über jeden Bewohner das Sagen und hat es, wie sich herausstellt, faustdick hinter den Ohren. Die Situation zwischen den anderen Stadtbewohnern und den Addams eskaliert, als diese ihre Verwandtschaft im Ort unterbringen.
"Die Addams Family" - eine humorvolle Parodie auf unsere Gesellschaft
Die Bewohner beschließen: "Diese Addams sind keine Menschen, sondern Monster." Der neue Zeichentrickfilm geht zurück zu seinen Wurzeln, denn er basiert auf den Cartoons des amerikanischen Zeichners und Erfinders Charles Addams von 1938. Er ist eine liebevoll-entworfene, lustige Parodie auf unsere Gesellschaft und greift humorvoll Themen, wie Schönheitsideale, Angst vor dem Fremden, Anpassen und Dazugehören auf.
Kino: Royal sowie Mathäser, Cinemaxx (auch 3D), Museum (OV) R: Greg Tiernan, Conrad Vernon (USA, 88 Min.)
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