Kino: Bullyparade - Der Film - Michael Bully Herbig, Christian Tramitz, Rick Kavanian im AZ-Interview
München - Vor zwanzig Jahren lief die Sketch-Reihe "Bullyparade" erstmals im Fernsehen. Die Comedians Michael Bully Herbig, Christian Tramitz und Rick Kavanian wurden dadurch bekannt, und ihre Karrieren erreichten wenig später extreme Höhen: Der Kinofilm "Der Schuh des Manitu" hatte fast zwölf Millionen Zuschauer, der Nachfolger "(T)Raumschiff Surprise" über neun Millionen.
Die von Michael Bully Herbig inszenierten Filme zählen zu den größten deutschen Kinoerfolgen aller Zeiten. Zum Jubiläum kehren die drei nun mit "Bullyparade – Der Film" zurück. Sie spielen in fünf Episoden verschiedene Figuren der Serie, darunter Winnetou, Old Shatterhand, die Astronauten aus (T)Raumschiff Surprise, Kaiser Franz Joseph und Sissi – letztere gespielt von Regisseur Michael Bully Herbig.
AZ: Herr Tramitz, Herr Kavanian, wie ist es, Anweisungen von einem Regisseur im Sissi-Kostüm entgegen zu nehmen?
CHRISTIAN TRAMITZ: Das war ja bei den Sketchen nicht anders. Irgendwann nimmt man nicht mehr wahr, ob Bully als Indianer verkleidet ist oder als Sissi. Beim Kameratest hatte er ein weißes Kleid an ...
MICHAEL BULLY HERBIG: Ich korrigiere: Es war eierschalen-gold, mit Blümchen ...
CHRISTIAN TRAMITZ: Dann wurde das Kostüm verändert, und mit diesem roten Kostüm und dem netten Hut hat er mir richtig gut gefallen. Da nimmt man gern Regieanweisungen an, wenn einer so apart aussieht.
MICHAEL BULLY HERBIG: Demütigend war es nur am ersten Drehtag. Da haben mir die Beleuchter hinterher gepfiffen.
RICK KAVANIAN: Und ich hatte Mitgefühl, als ihn die beiden Kolleginnen vom Kostüm zur Toilette begleitet haben.
"Er lebt in mir weiter"
Herr Kavanian, Sie spielen in der Episode den Feldmarschall. Er entspricht völlig Josef Meinrads Figur aus den "Sissi"-Filmen, oder?
RICK KAVANIAN: Ja, Josef Meinrad ist irgendwie in mich gefahren, er lebt in mir weiter. Ich habe als Kind gerne "Sissi" geguckt und musste über ihn lachen.
MICHAEL BULLY HERBIG: Was die Figur noch zugespitzt hat, war die Arbeit an "Lissi und der wilde Kaiser". Da wurde der Feldmarschall zur Comicfigur. Der Bluthochdruck stieg quasi ins Unermessliche.
Die Raumfahrer aus (T)raumschiff Surprise landen in einer Episode auf dem "Planet der Frauen". Haben sie mit dem Gedanken gespielt, die vielen Frauen selbst zu spielen?
CHRISTIAN TRAMITZ: So etwas scheitert an mir, ich funktioniere nicht als Frau. Bei Rick geht das besser ...
MICHAEL BULLY HERBIG: ... wenn er rasiert ist. Dass wir alle Frauen spielen, kam uns nicht in den Sinn, weil wir die Frauenquote erhöhen wollten. Wir haben bei der Drehbuchentwicklung gemerkt: Drei Kerle spielen 26 Rollen. Da müssen wir mal ein bisschen was fürs Auge tun.
Schöne Frauen spielen auch in der Winnetou-Episode mit. Da soll der Häuptling endlich unter die Haube kommen. Wieso?
MICHAEL BULLY HERBIG: Ich habe mir als Kind bei den Karl May-Filmen immer zwei Fragen gestellt: Wo gehen die Indianer eigentlich aufs Klo? Und wieso hat der Häuptling keine Frau?
CHRISTIAN TRAMITZ: Old Shatterhand kriegt ja auch keine.
MICHAEL BULLY HERBIG: So genau weiß man das nicht. In den Originalfilmen trennen die beiden sich ja auch mal – keine Ahnung, wo Old Shatterhand da so hin reitet. Bei Winnetou hat man immer das Gefühl, er hat andere Prioritäten: Er hat jahrelang für Frieden gesorgt, war beim Spurenlesen, hat sich da auch weitergebildet. Aber er hat die Familienplanung aus den Augen verloren. In unserer Episode kommt er in die Midlife-Crisis und zu der Erkenntnis: So kann es nicht weitergehen, er braucht einen Stammhalter.
"Das wusste ich nicht"
Sie haben für den Film großen Aufwand betrieben. Die Glasperlenstickerei für ein einziges Winnetou-Kostüm nahm vier Wochen in Anspruch...
MICHAEL BULLY HERBIG: Das wusste ich nicht! Ich habe großes Vertrauen in meine Mannschaft, und bis zur Abnahme der Kostüme war mir nicht klar, dass die Perlen per Hand gestickt wurden. Als sie es mir gesagt haben, war es zu spät. Wenn ich es vorher gewusst hätte, hätte ich ...
CHRISTIAN TRAMITZ: ... ihnen etwas mehr Zeit gegeben.
MICHAEL BULLY HERBIG: Nein, dann wäre ich einen Kompromiss eingegangen. Aber das Ergebnis lohnt sich auf der Leinwand.
Wissen die Kinozuschauer diesen Aufwand zu schätzen? Kommen sie nicht wegen der Gags?
RICK KAVANIAN: Mich sprechen immer wieder Leute darauf an, wie toll "Der Schuh des Manitu" oder "(T)Raumschiff Surprise" ausgesehen haben. Manche Leute nehmen das bewusst wahr. Anderen gefällt es unbewusst, ohne dass sie es genau benennen können.
CHRISTIAN TRAMITZ: Dass Komik überhaupt entsteht, liegt zu einem großen Teil daran, dass alles so realistisch wie möglich dargestellt und dann situativ gebrochen wird. Wenn alles wie Trash aussieht, hat es nicht diese Fallhöhe.
Im Fernsehen hat die Bullyparade aber anders funktioniert.
CHRISTIAN TRAMITZ: Da muss man zwischen Kino und Fernsehen unterscheiden. Und die Länge spielt auch eine Rolle: Es wäre anstrengend für den Kinozuschauer, neunzig Minuten lang zuzuschauen, wie die Wände wackeln.
Als Koproduzent ist auch Amazon Prime beteiligt. Gab es Überlegungen, eine neue Serie für Amazon Prime zu machen?
MICHAEL BULLY HERBIG: Bei den ersten Gesprächen gab es Überlegungen zu einem Sechsteiler, der in Richtung von "Der Schuh des Manitu" oder "(T)Raumschiff Surprise" geht. Habe ich Euch das mal erzählt?
CHRISTIAN TRAMITZ: Nein, das hast Du uns nicht erzählt! Ich merke, dass uns wahnsinnig viel Geld durch die Lappen gegangen ist. Ich habe vier Kinder, verdammt noch mal!
MICHAEL BULLY HERBIG: Tut mir leid, aber ich fürchte, ich würde mich bei einer Fortsetzung einfach wahnsinnig langweilen. Ich hätte das Gefühl, den gleichen Film noch mal zu machen.
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