"King Arthur": Das phallische Schwert steckt fest

Regisseur Guy Richie droht mit einer Kino-Serie. Aber "King Arthur" ist als Auftakt schon mal recht gut geraten.
Unüberschaubar ist die Zahl der Filme und Fernsehproduktionen, die sich der Artus-Legende bedient haben. Nun hat sich der britische Regisseur Guy Ritchie des mythischen Stoffes angenommen und angekündigt, die Angelegenheit zu einem sechsteiligen Franchise ausbauen zu wollen.
Zum Auftakt von "King Arthur" gibt es erst einmal ein donnerndes Schlachtgemetzel. Gewaltige Heere und überlebensgroße Elefantengeschöpfe blasen zum Sturm auf die Festung. König Uther (Eric Bana) schnallt sich das Excalibur-Schwert um, galoppiert durch die flüchtende Soldatenschar hindurch und ermordet mit der Wunderwaffe den anführenden Zauberer der gegnerischen Armee.
Das magische Schwert als phallisches Allmachtssymbol
Mit dieser pompösen Auftaktsequenz ist der eigentliche Hauptdarsteller des Filmes eingeführt: das magische Schwert als phallisches Allmachtssymbol, das schon bald in einem Felsen stecken wird, aus dem es nur Arthur wieder herausziehen kann.
Nach der Ermordung seines Vaters wächst der Königssohn im verruchten Londinium in einem Bordell auf. Kindheit und Jugend im sozialen Brennpunkt stählen ihn zu einem urbanen Überlebenskünstler. Konflikte mit der Ordnungsmacht bringen Arthur (Charlie Hunnam) in Gefangenschaft und nach Camelot zum magischen Schwert. Ganz so mühelos, wie es die Sage vorgibt, zieht er das Ding nicht aus dem Granit. Nicht nur Blitz und Donner fahren durch ihn hindurch, sondern auch die Bilder längst verdrängter Kindheitserinnerungen. Aber Schwert hin, Schwert her – Arthur pfeift aufs Auserwähltendasein. Erst die Zauberin Mage (Astrid Bergès-Frisbey) kann den Haudegen an seine Verantwortung und den Umgang mit der Wunderklinge heranführen.
Mit erfrischendem Eigensinn geht Ritchie an diesen literarisch und filmisch gründlich durchdeklinierten Stoff heran.
Befreit von allem lästigen Edelmann-Getue
Er befreit Arthur von allem lästigen Edelmann-Getue und macht ihn zu einem vormittelalterlichen Seelenverwandten der proletarischen Gangsterfiguren, die Ritchie in seinen ersten Filmen "Bube, Dame, König, Gras" und "Snatch" porträtiert hat.
Dass sich der Held zunächst seiner Berufung verweigert und sich erst mit eigenen traumatischen Erinnerungen konfrontieren muss, ist jetzt nicht die allerneuste Idee, bringt aber ein wenig frischen Wind in den schwermütigen Mythenstoff.
Charlie Hunnam erdet die Figur mit einer gewissen Natur-Coolness, die einen interessanten Kontrast zur Fantasy-Textur des Filmes bietet. Ritchie entwickelt auf der Leinwand eine enorme visuelle Dynamik, die das Publikum zusammen mit einem vortrefflichen Soundtrack ins Geschehen hineinzieht. Großes Kino, aber ohne Pathos und mit einer gewissen Lässigkeit inszeniert.
Kino: Cadillac sowie Cinemaxx, Royal und Sendlinger Tor (auch 3D), Leopold (3D), Mathäser (auch 3D und OV) sowie Cinema und Museum (OV)
R: Guy Ritchie (USA, 127 Min.)