Kämpfer auf klassischem Posten - Keanu Reeves in "47 Ronin"
In den USA ist das Abenteuerspektakel „47 Ronin“ mit Keanu Reeves mächtig gefloppt. Zu Unrecht
Hoffnungslos unterlegen, aber hemmungslos opferbereit. So definiert man im Hollywood-Actionkino nach wie vor den Prototyp eines Helden. „47 Ronin“ wandelt dabei ganz auf den Spuren von Zack Snyders „300“. Man nehme eine sagenhafte Schlacht und ein Heer von super kämpfenden Superkriegern, die einen bösen, zahlenmäßig überlegenen Feind besiegen sollen, und einen auf visuelle Mätzchen spezialisierten Jungregisseur, und fertig ist der Kinohit. Nur ging das Rezept bei „47 Ronin“ nicht auf. Der Film wurde mit einem dank üppiger Nachdrehs auf 175 Millionen Dollar aufgeblasenen Budget zum Totalflop (US-Einspiel: unter 40 Millionen Dollar).
Warum floppte "47 Ronin" in den USA?
Lag es daran, dass die Schlacht bei den Thermopylen („300“) faszinierender war als die Legende der 47 herrenlosen Samurai (= Ronin), die sich Anfang des 18. Jahrhunderts am Komplott gegen ihres zum Selbstmord gezwungenen Herrn rächten? Nein. Newcomer-Regisseur Carl Rinsch verweigerte sich im Gegensatz zu Snyder einer brachialen Comic-Gewalt-Ästhetik und einer Überemotionalisierung – ein mutiger Schritt, der bei der jungen männlichen Zielgruppe aber auf Ablehnung stieß.
Budapest ist Japan
Sein Japan-Spektakel, gedreht in Budapest und in englischen Studios, ist traditionell erzählt, mit klarem Gut-Böse-Schema, einer schwelgerischen Reise-Geschichte und einer Identifikationsfigur, die sich wie Tom Cruise in „Last Samurai“ bei den stoischen Ehrenkodex-Kämpfern erst Respekt verschaffen muss. Als wäre er noch in der „Matrix“, legt Keanu Reeves diesen Kai (ein Halbblut!) als immer leicht abwesend wirkenden Außenseiter an, der wegen seiner enormen Fähigkeiten zum Auserwählten taugt. Nebenbei will Kai auch noch die Tochter seines verstorbenen Fürsten retten. Sie soll an Lord Kira zwangsverheiratet werden. Dabei liebt sie, man ahnt es, das scheue Halbblut.
Edel-elegante Bildsprache
So konventionell und humorlos dieses Rache-Liebes-Intrigenkarussell inszeniert ist, so sehr fesseln doch die Schauwerte. Von den grandios choreografierten Schwertkämpfen bis hin zur edel-eleganten Bildsprache (Kamera: John Mathieson, „Gladiator“) atmet „47 Ronin“ klassisches Abenteuerkino. Nur will das offensichtlich keiner mehr sehen.
Kino: Mathäser, CinemaxX, Royal, Cinema in OF R: Carl Rinsch (USA, 118 Min.)
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