"Jumanji: Willkommen im Dschungel": Vom Brett zum Computereinsatz

Gar nicht so blöd, wie es aussieht: "Jumanji: Willkommen im Dschungel" spielt mit der Frage der Identität. Die AZ-Kinokritik.
Florian Koch |
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Plötzlich im Computerspiel in anderer Rolle als im Teenie-Highschool-Leben davor: (von links) Karen Gillan, Dwayne Johnson und Jack Black.
Sony Plötzlich im Computerspiel in anderer Rolle als im Teenie-Highschool-Leben davor: (von links) Karen Gillan, Dwayne Johnson und Jack Black.

Welche Teenies tauchen immer in Highschool-Filmen auf? Fehlen dürfen nie: der schüchterne, schlaue Nerd, der oberflächliche schwarze Footballer, die frustrierte graue Maus und das selfie-geile naive Blondchen. Ihnen allen begegnet der Zuschauer in den ersten Minuten von "Jumanji: Willkommen im Dschungel".

Der Clou: Die Stereotypisierung hat einen Grund: Denn es sind genau diese vier Klischees, die nach einem Strafsitzen in eine neue, ihnen fremde, diesmal virtuelle Rolle geworfen werden.

Der aufwändige Blockbuster beruht auf dem gleichnamigen Kinderbuch von Chris Van Allsburg, das schon 1995 erfolgreich verfilmt wurde. In dem Fantasy-Spuk mit Robin Williams in der Hauptrolle war es noch ein magisches Brettspiel, das mit jedem Zug eine Lawine an tierischen und meteorologischen Plagen hervorrief.

Nun aber ist es ein Computerspiel, das von den ahnungslosen Schülern bewältigt werden muss. Reizvoll am Remake ist die Idee, dass die Teenies nicht nur spektakulär in eine für sie fremde Dschungelwelt gebeamt werden, sondern auch noch in klassische Computerspiel-Figuren schlüpfen, die so gar nicht ihrem Typus entsprechen. So wird aus dem Nerd ganz ohne Muskelaufbau-Training der breitschultrige Anführer Bravestone (Dwayne "The Rock" Johnson), während die Sportskanone zum redseligen Zoologen Finbar (Kevin Hart) schrumpft.

Gewitzt verarbeitet Regisseur Jake Kasdan dabei die Diskussion um fehlende starke Rollen für schwarze Schauspieler, denn dieser Finbar taugt ganz dem rassistischen Klischee in Actionspielen- und Filmen gemäß zunächst nur als Stichwortgeber.

Ähnlich amüsant spielt der vor allem in der ersten Hälfte originelle und trickreiche Abenteuerfilm mit Frauenrollen, wenn die Zynikerin plötzlich als Lara Croft-Verschnitt Roundhouse (Karen Gillan) auftaucht und sich prompt über ihr sexistisches bauchfreies Top beschwert. Am meisten Witz zieht "Jumanji: Willkommen im Dschungel" aber aus der Barbie-Figur, die sich in einen korpulenten Kartographen (Jack Black) verwandelt und dann erst einmal beruhigt werden muss, bis sie langsam mit ihrer Männlichkeit warm wird. Ankreiden kann man dem launigen Spektakel nur, dass es aus diesem geistreichen Rollentausch im Laufe der etwas simpel gestrickten, von Level zu Level, Gefahr zu Gefahr springenden Handlung zu wenig macht und letztlich doch ein wenig mutlos die "Nur gemeinsam sind wir stark"-Moralkeule schwingt.


Kino: Mathäser und Cinemaxx (auch 3D) sowie Museum (OV) | R: Jake Kasdan (USA, 119 Min.)

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