Johnny Depp als Indianer: Durchaus mit Köpfchen

Mit dem Western „Lone Ranger” stürzten Regisseur Gore Verbinski und Johnny Depp an den US-Kinokassen ab – dabei ist der Film ein Action-Vergnügen mit luftig-leichten Momenten
Michael Stadler |
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Kaum hat der Film angefangen, schon steckt man mitten in einem Vergnügungspark, 1933 in San Francisco, eigentlich die Zeit der Großen Depression. Aber wie leicht fliegt da ein roter Luftballon, heliumgasgefüllt, hoch in die Luft...

Die Überwindung der (historischen) Schwerkraft, das Fliegen spielt im Kino des Gore Verbinski eine nicht unerhebliche Rolle. Gigantisch ist die Blockbuster-Maschinerie, die er in Bewegung setzt, in den drei „Piraten der Karibik”-Filmen, die er mit Johnny Depp gedreht hat, oder zuletzt im Animationswestern „Rango”, in dem Depp das Chamäleon sprach. Gleichzeitig sind Verbinskis Filme mit spielerischen Details gespickt, und die Action hebt ab zu irrsinnig leichtfüßigen Momenten.

Es wundert kaum, dass Johnny Depp, der Mann fürs Schräge, in Verbinskis Kino-Version des Westernklassikers „Lone Ranger” erneut an Bord ist. Als Indianer Tonto trägt er die Schminke wieder dick, eine Kriegsbemalung, aber man kann darin auch die weiße Maske des Harlekins sehen. Die Miene Depps ist stoisch, Buster Keaton weiterhin das Vorbild, wobei in Depps Augen die Bereitschaft flackert, jederzeit den Ernst der Lage schelmisch zu unterlaufen. Zudem trägt Tonto eine tote Krähe als Kopfschmuck. Sie kann nicht abheben; es sei denn, die Imagination bringt sie wieder zum Fliegen...

Es steckt viel Lust am Fabulieren im „Lone Ranger”: Der alte Tonto steht als Statue in einem Ausstellungsraum im Vergnügungspark und wird womöglich durch die Fantasie eines Jungen im Cowboy-Kostüm – sicherlich durch die Bildfantasie Verbinskis – zum Leben erweckt. Rückblickend erzählt Tonto nun davon, wie aus dem frisch gebackenen Anwalt John Reid (Armie Hammer) der Held mit der Maske wurde. Mit einer Gruppe Ranger, darunter sein Bruder, verfolgt John eine Räuberbande in den Hügeln von Texas. Sie geraten in einen Hinterhalt– bis auf John werden alle getötet, woraufhin er nach dem Anführer fahndet, begleitet von Tonto, der eine ganz eigene Rechnung zu begleichen hat.

Den US-Kritikern hat das alles wenig gefallen, die Zuschauer blieben weg, weshalb die geschätzte 250 Millionen Dollar teure Produktion als einer der Mega-Flops des Jahres gilt (die AZ berichtete). Dabei macht der „Lone Ranger” trotz Längen Spaß, die Actionsequenzen sind großartig choreografiert. Bei der finalen Verfolgungsjagd wechselt Tonto unter anderem mittels einer Leiter von einem fahrenden Zug auf einen anderen und spielt mitten im Tohuwabohu mit einem Jungen: Der Kleine wirft Trauben, Tonto fängt sie mit dem Mund. Luftig-lässig ist das – und eigentlich perfekt.

Kino: Astor Lounge, Cadillac, CinemaxX, Gloria (auch OV), Mathäser (auch OV), Münchner Freiheit (auch OmU), Royal, Cinema (OV), Museum Lichtspiele (OV)
R: Gore Verbinski (USA, 149 Min.)

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