Jennifer Lawrence und Bradley Cooper als schwieriges Paar
Manchmal, zum Beispiel in der U-Bahn, sieht man solche Typen: angespannt, die Beine im nervösen Zitterwippen, oft laute Musik im Ohr, der Blick leer und doch flackernd wie auf Speed. Und man denkt sich: Das sind tickende Zeitbomben.
Pat ist so einer – hyperaktiv, aufbrausend, nervös, selbstüberschätzend aus überspielter Unsicherheit. Seiner Frau hat er eins auf die Nase gegeben. Jetzt sitzt er seit Monaten in der Nervenklinik und hofft, dass er entlassen wird unter der Auflage, sich seiner – jetzt Ex-Frau – nicht mehr zu nähern. Aber ihre Wiedergewinnung ist seine manisch fixe Idee. Doch seine Mutter (Jacki Weaver als Heldin des Alltags) holt ihn raus.
Bereits in diesen ersten Minuten wird klar: Auch wenn „Silver Linings” auf ein wunderbares, hart erkämpftes Happy End zusteuert, wird dieser Film uns Zuschauer unter ungewöhnlicher Spannung halten. Denn Pat (Bradley Cooper) ist eine riskante Identifikationsfigur.
Als Reibungsfläche begegnet er einer jungen Kamikazefrau (Jennifer Lawrence), die nach dem plötzlichen, gewaltsamen Tod ihres Mannes die normale Lebensspur verlassen hat. Jetzt vögelt sie sich durch die nett-biedere Vorstadt und ist in ihrer unverblümten Offenheits-Radikalität eine Streitgöttin.
Im Spannungsfeld dieses Außenseiterpaars gelingt dem Film ein amüsant differenzierter, letztlich liebevoller Blick auf unsere „normale” Gesellschaft: mit Pats Vater (Robert De Niro), einem Spinner, und seiner abergläubischen, ruinösen Sportwettleidenschaft, der aber eben auch ein verlässlich liebender Familienvater ist. Oder die sympathisch solidarische Nachbar-Freundesfamilie, hinter deren Fassade es durchaus auch Zweifel an der eigenen Bürgerlichkeit, vor allem, wenn die Ehefrau (Julia Stiles) dauernd Prestige-Konsum verlangt, der für ihn kaum noch zu erwirtschaften ist.
Was „Silver Linings” großartig macht, ist die alle einschließende Humanität, mit der Regisseur David O. Russell („The Fighter”, „Three Kings”) seine Figuren zeichnet. Das gibt dem Film einen warmen Grundton, ohne dass dabei jemals Kitschgefahr bestünde – selbst der finale, fast satirisch gezeigte, edle Tanzwettbewerb, an dem Cooper und Lawrence in einer Art Selbstdisziplinierungsmaßnahme teilnehmen, endet nicht im gewohnt unglaubwürdigen Kitsch-Sieg.
Kino: Atelier (OmU), Cadillac, CinemaxX, Mathäser, Sendlinger Tor sowie Leopold (OmU), Cinema (OV)
R: David O. Russell (USA, 122 Min.)
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