"Jasmin.Gina.Anna" im Kino: Singles sind wie Obst

Schon die ersten Szenen lassen nichts Gutes erwarten. Da hockt Jasmin (Luise Heyer) mit neonfarbener Perücke ganz in pink mit einem rosa aufblasbarem Riesenpenis an einer Münchner Bushaltestelle und erklärt einem Typen erst einmal, dass sie nicht immer so rumläuft und schiebt hoffnungsvoll nach: "Magst du mir Deine Nummer geben?"
Braut hochschwanger: Junggesellinnenabschied ohne die Protagonistin?
Der winkt ab - und so geht's mit der rotzfrechen Gina (Taneshia Abt) und der naiven Anna (Teresa Rizos) auf zum "JGA", dem Junggesellinnenabschied. Im edlen Club eröffnet die Braut den drei besten Freundinnen, dass sie bereits schwanger ist und nicht mit zur Sause nach Ibiza düst. Schon ist die Stimmung futsch, aber das Trio Infernale entscheidet, es trotzdem unter Palmen krachen zu lassen - mit einem Prost auf ihr Singleleben.
Kaum angekommen treffen sie Jasmins Exfreund (Dimitrij Schaad), der gerade mit seinen drei Kumpels seinen eigenen Jungesellenabschied feiert. Um ihn eifersüchtig zu machen, gibt sich die ihm immer noch nachheulende Jasmin als Braut aus.
Trotz lauter Geschmacklosigkeiten: Die Sympathie für die drei Mädels wird geweckt
So erlebt man als Zuschauerin vor der Leinwand erst einmal Fremdschämen ob der dämlichen Girls, die sich Geld und Gepäck klauen lassen, aus dem Hotel fliegen und mit lächerlichen Tüllröckchen und Satinjäckchen am Strand pennen, um dann zu den Jungmännern in die Luxus-Villa zu trotten. Doch bei zwei Chaostruppen potenziert sich nur das Chaos.
Trotz lauter Geschmacklosigkeiten aber weckt Regisseur Alireza Golafshan Sympathie für seine drei Mädels und ihre Macken, die nicht nur nachts Dealern zeigen wo's lang geht, sondern tagsüber auch den Jungs am Pool, die ihr Fett abkriegen.
Promillegrenze nach oben, Humorgrenze nach unten offen
Ganz schlimm aber wird's, wenn ein bezahlter Stripper an der Strandpromenade mit viel Verrenkungen seinen wabbeligen Body bei schiefen Klängen entblößt und wiegt. Da schüttelt's sogar nicht nur das im Nehmen harte Damentrio, sondern auch den Zuschauer.
Für die Ü-30 Ladies tickt die biologische Uhr, dennoch lästern sie über "Kack-Spießer" im Partnerlook, Brotbackautomaten oder Raclette. Dabei möchten sie nur in Torschlusspanik wie ihre Urgroßmütter schnell unter die Haube. Reaktionärer geht's nicht. Während die Promillegrenze nach oben und die Humorgrenze nach unten offen ist, steht die Erkenntnis: "Singles sind wie Obst. Erst riechst du süß und aufregend, aber je länger du rumsteht, desto mehr stinkst du."
Die Hauptdarstellerinnen sind Golafshans einziges Pfund
HFF-Absolvent Golafshan, der vor drei Jahren mit der Komödie "Die Goldfische" 700.000 Zuschauer ins Kino lockte, gelingen zwar Timing und einige Späßchen, aber dann wieder schreckt er vor schlimmsten Peinlichkeiten nicht zurück. Das einzige Pfund, mit dem er wuchern kann, sind die Hauptdarstellerinnen, vor allem Taneshia Abt, die als Gina klarstellt, dass man ihr nichts vormachen kann, schließlich komme sie aus Neuperlach.
Die kreischenden Weiber nerven, aber wenn sie mit ihren gebrochenen Erwartungen, unerfüllten Träumen, ihrer Wut und kleinen Sehnsüchten kämpfen, beweisen sie Mut zur Schwäche. Ernüchtert und nüchtern landen die Drei nach ihrem Trip wieder in Deutschland.
Kino: ABC, Cadillac, Cinemaxx, Sendlinger Tor, Solln, Leopold, Mathäser, Rio Alireza Golafshan (D, 99 Min.)