"In 80 Tagen um die Welt": Die mäßigen Abenteuer eines bebrillten Seidenäffchens

Der Animationsfilm "In 80 Tagen um die Welt" wird der berühmten Vorlage nicht gerecht.
von  Florian Koch
In 80 Tagen um die Welt? Kein Problem für zwei Abenteurer wie Phileas Frogg und Seidenäffchen Passepartout.
In 80 Tagen um die Welt? Kein Problem für zwei Abenteurer wie Phileas Frogg und Seidenäffchen Passepartout. © Studiocanal

Reiselust, Wagemut und Wettkampfcharakter. All das steckt in Jules Vernes "In 80 Tagen um die Welt". Und das macht den Abenteuerroman auch fast 150 Jahre nach seiner Veröffentlichung immer noch attraktiv für filmische Umsetzungen.

Nachdem an Weihnachten bereits das ZDF eine internationale Serie präsentierte, die das problematische koloniale Erbe der Vorlage durchaus souverän meisterte, kommt nun ein Animationsfilm speziell für Kinder in die Kinos. Von Vernes exzentrischem Charme bleibt in der ideenlosen Variation der "Madagascar"-Filme jedoch nur wenig übrig.

Als Phileas Fogg per Surfbrett anrauscht, ändert sich alles

Passend zum Herkunftsland der Produktion steht nun der französische Diener, Passepartout, im Mittelpunkt. Ein putziges Seidenäffchen ist dieser bebrillte Möchtegern-Abenteurer, der unter der Fuchtel seiner Über-Mutter steht. Das triste Dasein auf einer feindseligen grauen Garnelen-Insel hat erst ein Ende, als Phileas Fogg per Surfbrett anrauscht. Vom beflissenen britischen Gentleman ist jedoch nur mehr der Name geblieben. Fogg ist jetzt ein Frog(g), also ein Frosch, der zwar glänzend mit der Zunge schnalzen kann, charakterlich aber eher glitschig-durchtrieben daherkommt.

Der grüne Aufschneider macht indes mächtig Eindruck auf Passepartout, was nicht nur der Frau Mama, sondern auch der fiesen Polizisten-Wüstenspringmaus Fix missfällt. Und als sich Phileas auf die Wette einlässt, in 80 Tagen um die Welt zu reisen, nur um mal zehn Millionen Muscheln abzugreifen, will er das lästig-neugierige Äffchen eigentlich gar nicht dabeihaben.

Der Film hat mit seiner Vorlage kaum noch etwas gemein

Dieses Mitgefangen-mitgehangen-Spiel gehört noch zu den amüsanteren Parts der Neuverfilmung. Regisseur Samuel Tourneux gibt sich ansonsten zufrieden mit einer affigen Dauer-Verfolgungsjagd zwischen Wüsten, Dschungeln und Westernstädten. Für geistreiche Zwischentöne ist bis auf ein paar aufgesetzte Zeitgeist-Sprüche ("Das war kein Body Shaming!") genauso wenig Platz wie für eine detailreiche Animation, die über flächig bunte Farben nicht hinauskommt.

Immerhin müssen sich Fans der Vorlage nicht grämen, denn der Film hat mit der Essenz von Jules Verne bis auf die Namen der Figuren sowieso nur noch kaum etwas gemein.


Kino: CinemaxX, Mathäser

Regie: Samuel Tourneux, (F, 82 Min.)

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