Im Tanz des Lebens: Der wunderbare Dokumentarfilm "Parcour D'Amour"
Der Dokumentarfilm „Parcour D'Amour“ hat unheimlich viel Charme und psychologische Ehrlichkeit
Die Pariser Clubszene mal ganz anders: Die Damen im adretten Kleid, die Herren im schicken Anzug. Man sagt ganz altmodisch „Darf ich bitten“ und schon rauschen die betagten Paare übers Parkett. Unter blitzender Discokugel in schummrigen Etablissements mit Namen wie „Memphis“ oder „Chalet du Lac“ wird das Tanzbein bei Walzer, Tango oder Paso Doble geschwungen, kommen sich die Herrschaften näher oder auch nicht, suchen Zweisamkeit und ein wenig Zuneigung. Sex und Alter sind kein Gegensatz. Da flirten Gino und Eugen, Anfang 70 und 80, wie die Weltmeister und verkünden stolz, eine Frau reiche nicht, gerieren sich als überzeugte Machos, auch wenn die Potenz vielleicht perdu ist. Ganz anders die Frauen, die noch auf Prinz Charming hoffen und nichts von kurzen Abenteuern halten. Und da ist noch der verheiratete „Taxiboy“, der mit betuchten Ladies gegen Geld den Gentleman alter Schule gibt.
Bettina Blümner zieht locker den Bogen von den Berliner Teenie-Mädels aus ihrem Film „Prinzessinnenbad“ zu den nicht mehr taufrischen Glückssuchern. Die Gefühle und Sehnsüchte sind die gleichen, ob mit Zahnspange oder mit dritten Zähnen als Oldie. Nur wissen Letztere um die Endlichkeit ihrer Zeit. Die Regisseurin begegnet allen mit großem Respekt, baut Nähe auf, erkennbar an den vertrauensvollen Erzählungen über Erfahrungen und Enttäuschungen in der Liebe, auch lästige Zipperlein werden nicht ausgespart. So entstehen kleine, warmherzige Porträts von Menschen, die ihren Träumen auf dem „Parcours D'Amour“ immer wieder eine Chance geben, vielleicht die letzte. Mit der Metro fahren die meisten nach Hause. Müde. Allein. Wenn die Kamera sensibel ihre Gesichter abtastet, ahnt man: Alter ist nichts für Feiglinge. Aber aufgeben? Nie!
Kino: Monopol, Isabella R: Bettina Blümner (D, 81 Min.)