Im Kino: David Garrett ist "Der Teufelsgeiger" - AZ-Kritik

Klaus Kinskis hielt sich für die Wiedergeburt Paganinis, David Garrett aber ist es einfach. Die AZ-Kritik zum neuen Kino-Film "Der Teufelsgeiger".
von  Adrian Prechtel

Natürlich werden auf diesen Film alle einhacken: Die Musikwissenschaftler, weil im Leben Paganinis (1782–1840) eben doch vieles ganz anders war als dargestellt: die Städte des Triumphs, der in Paganinis Leben erst viel später auftrat, der körprliche Verfall, der durch Syphilis, Tuberkolose, Unterlaibsbeschwerden und Quecksilbervergiftung viel krasser war. Aber gleichzeitig hat Paganini – anders als im Film – bis zum Schluss noch Großes komponiert –besonders für Gitarre!

Und die Filmkritiker werden nörgeln, weil „Paganini“ eine Teufelspakt-„Faust“-Geschichte aufgedrückt ist, mit einem Gretchen, dass  – emanzipatorisch – nicht zum gefallenen Mädchen wird. Und natürlich ist der Film von Bernard Rose auch kitschig.

Das aber liegt vor allem daran, dass David Garrett halt viel schöner und weicher ist als es der großnasige, schärfer geschnittene Paganini jemals war. Und Garretts metrosexuelle Armani-Unterwäschen-Beckham-Erotik wird auch hemmungslos eingesetzt - laszives Versinken in Badewannen inklusive. Ein feuchter Mädchentraum. Die geheimnisvolle, verdrogte Rockstar-Heruntergekommenheit wird mit verdunkelter John-Lennon-Nickelbrille unterstrichen, die den romantisch zerzausten Garrett erscheinen lässt wie aus einem Teenie-Vampierfilm entsprungen.

Aber hier sind auch die Stärken des Films. Denn Garrett kann wirklich spielen – nicht nur Geige, was dem Film auch eine seltene Echtheit verleiht.Klaus Kinski hielt sich für eine Wiedergeburt Paganinis, steckte sein ganzes Vermögen in Nachlassgegenstände des Teufelsgeigers, drehte mit sich in der Hauptrolle 1989 einen Film – und scheiterte mit einer radikalen, genialen Filmruine.

Jetzt ist Garrett Paganini, aber er macht es klüger: Er reibt sich nicht an Paganini auf, sondern stülpt ihm einfach seine Selbstsicht über: Der Star, der von den Massen geliebt wird, aber von den Kritiker-Snobs verachtet: Schaut her, das bin ich David Garrett!

"Der Teufelsgeiger" (Universum Film) startet bundesweit am 31. Oktober

 

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