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"Ich will endlich mal normale Typen spielen ..."
Hollywood-Schauspieler Christopher Walken (73) ist der Experte für Besessene und verlorene Seelen gleichermaßen. Auch in "Die gesammelten Peinlichkeiten ..." gibt er einen ausgemachten Exzentriker. Privat bevorzugt er jedoch ein ganz normales Leben, wie Walken im Interview verrät.
von Heidi Reutter
Es ist diese Szene, die ihn legendär gemacht hat: das russische Roulette mit Robert De Niro
im Veteranen-Drama "The Deer Hunter" ("Die durch die Hölle gehen") von 1978. Ein gewaltiges Epos, das für den blassen Mann mit deutschen Wurzeln den Durchbruch markierte. Fortan spielte Walken vorzugsweise exzentrische, verstörende Figuren ("7 Psychos", 2012). So auch jetzt, in "Die gesammelten Peinlichkeiten unserer
Eltern in der Reihenfolge ihrer Erstaufführung" (erhältlich auf DVD, Blu-ray Disc und als Video-on-Demand): Als alternder Performance-Künstler
Caleb Fang missbraucht er sogar die eigenen Kinder für die Show. Dabei führt der grandiose Mime nach eigenen Aussagen ein gänzlich normales Leben, mit seiner Frau Georgianne ist er immerhin seit 50 Jahre zusammen. Ein Interview mit dem Mann, dem
Regisseur Abel Ferrara einst attestierte, er habe "im kleinen Finger mehr Talent als die meisten Superstars zusammen". Abendzeitung
: "Die gesammelten Peinlichkeiten ..." ist ein sehr schräger, tragikomischer Film. Sie spielen erneut einen durchgeknallten Typen, der diesmal die eigenen Kinder rücksichtslos für seine Performance einspannt. Wieso verkörpern Sie so häufig solche Figuren?
Christopher Walken
: Ich habe ja schon zu Beginn meiner Karriere gestörte Typen gespielt. Anscheinend bin ich dabei sehr überzeugend, darum besetzt man solche Rollen immer wieder mit mir. Ich habe meinem Agenten schon öfter gesagt, dass ich gerne mal jemanden spielen will, der stinknormal ist, einen netten Familienvater etwa. Aber irgendwie kriege ich diese Rollen nicht. Andererseits muss man als Schauspieler froh sein, wenn man neue Angebote bekommt; ich empfinde das als großes Glück. Und man nimmt, was man kriegt. Abendzeitung: Das heißt, Sie sind nicht wählerisch? Walken: Eher nicht. Man liest ja erst einmal das Drehbuch und schaut, wie es geschrieben und wer als Regisseur
vorgesehen ist. Für mich ist mittlerweile fast wichtiger - und das hat wohl mit meinem Alter zu tun - wo man drehen wird. Wenn die Location kompliziert ist, etwa im Dschungel oder in den Bergen, dann wäge ich ab. Ich habe das alles gemacht, als ich jung war. Aber jetzt habe ich keine Lust mehr auf den Stress, ich will auch nicht mehr nachts drehen. Ich gehe lieber früh ins Bett und stehe früh auf - ich funktioniere tagsüber einfach besser. Abendzeitung
: In "Die gesammelten Peinlichkeiten ..." ist die Kunst, die perfekte Performance, für Ihre Figur das Allerwichtigste. Kommt bei Ihnen auch Ihre Kunst, die Schauspielerei, an erster Stelle? Walken: Meine künstlerische Arbeit ist mir natürlich sehr wichtig. Damit verdiene ich ja meinen Lebensunterhalt. Aber in "Die gesammelten Peinlichkeiten ..." ist meine Figur in dieser Hinsicht eher fanatisch. Das käme mir nie in den Sinn. Dieser Caleb Fang ist ein ziemlicher fieser Typ und behandelt auch seine Kinder schlecht. Er missbraucht sie ständig für seine Zwecke. Und damit ist er letztlich auch verantwortlich für deren Probleme. So weit würde ich nie gehen. Abendzeitung: Wenn man Sie so reden hört, wirken Sie sehr normal und aufgeräumt ... Walken: Stimmt. Auch wenn ich irgendwie auf komische Vögel abonniert bin - mit mir hat das nicht das Geringste zu tun. Ich spiele nur. Das ist letztlich so wie in meiner Jugend, als ich mit meinen Freunden oft im Kino war. Kaum waren wir wieder draußen, haben wir diese Figuren aus dem Film nachgespielt. Und das mache ich eigentlich bis heute. Abendzeitung: Einer Ihrer großen Filme ist "Die durch die Hölle gehen" von Michael Cimino, der im Juli 2016 verstorben ist. Für Ihre Rolle haben Sie 1979 den Oscar als bester Nebendarsteller bekommen. Von dieser Auszeichnung mal abgesehen - was bedeutet Ihnen dieser Film? Walken: Ich habe "Die durch die Hölle gehen" damals das allererste Mal bei der Berlinale gesehen, das war 1979. Die Zuschauer waren total aufgewühlt und haben sich gegenseitig angeschrien. Der Film ist für mich definitiv ein Meilenstein in meiner Karriere. Ich hatte bis dato kaum erwähnenswerte Filme gemacht. Dieser hat für mich alles verändert, weil ihn auch so viele Menschen gesehen hatten. Zu dem Zeitpunkt war ich ja schon 30 Jahre im Showgeschäft und dann auf einmal so im Mittelpunkt zu stehen, das war der Wahnsinn. Filme wie diesen gibt es nicht oft im Leben. Abendzeitung: Was für eine Beziehung hatten Sie zu Cimino? Walken: Nach "Die durch die Hölle gehen" haben wir damals gleich den nächsten Film gedreht, "Heaven's Gate". Deshalb musste ich übrigens von den Dreharbeiten in Montana innerhalb eines Tages nach L.A. zur Oscar-Verleihung kommen. Durch die Arbeit an diesen beiden Filmen hingen wir über zwei Jahre zusammen ab, das war eine ziemlich intensive Zeit. Danach haben wir zwar keinen gemeinsamen Film mehr gedreht, aber wir haben uns in L.A. regelmäßig zum Essen getroffen. Abendzeitung: Gibt es noch den einen oder anderen Regisseur, mit dem Sie gerne arbeiten würden? Walken: Oh ja, da gibt es einige. Denn wie gut man ist, hängt immer auch vom Regisseur ab. Davon bin ich fest überzeugt. Ich zum Beispiel weiß nie, wenn ich drehe, ob ich meinen Job gut mache. Aber es gibt Regisseure, bei denen du weißt: Wenn die dich besetzen, kann nichts schiefgehen. Zum Beispiel Mike Nichols, Steven Spielberg oder Martin Scorsese. Abendzeitung: Sie sind 73. Ans Aufhören denken Sie nicht? Walken: Ein Schauspieler, der in Rente geht, ist mir bisher nie unter gekommen. Ich denke, man macht den Job so lange wie möglich und versucht, gesund und fit zu bleiben. Schauen wir uns doch beispielsweise Sir Michael Caine an, der ist auch schon über 80. Ich will auf jeden Fall so lange wie möglich spielen. Abendzeitung: Spielt da so etwas wie deutscher Ehrgeiz mit? Ihr Vater war ja Deutscher ... Walken: Ja, und er war der Einzige in seiner Familie, der es nach Amerika schaffte. Er hatte einen Weltkrieg hinter sich, hatte Hunger erlebt und all das. Aber er hat hart gearbeitet für sein neues Leben. Teleschau: Welche Beziehung haben Sie zu Deutschland? Walken: Ich liebe Deutschland, das Essen und die Landschaft. Ich habe auch noch viele Verwandte da. Die sind alle ziemlich lustig, und deshalb habe ich immer sehr viel Spaß, wenn ich dort bin. Meine Mutter ist aus Schottland, wo ich auch gerne bin. Ich muss sagen, ich fühle mich an beiden Orten zuhause. Abendzeitung: Wer im Internet nach Ihnen sucht, stößt auf amüsante Geschichten. Es war zum Beispiel zu lesen, dass Sie Präsident werden wollten ... Walken: Also ich besitze keinen Computer, und bis heute habe ich keine einzige Email geschrieben. Ich habe auch kein Handy! Wenn Sie also etwas über mich im Netz lesen, dann können Sie sicher sein, dass es nicht von mir stammt. Mir wurde schon alles Mögliche unterstellt, auch dass ich ein Champion bin im Hotdog-Essen. Absurd, glauben Sie bloß nicht alles!
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