Ich liebe dich, Elfe

In „Slash“ gehen zwei Teenager in der Welt der Fantasyhelden auf – und kommen sich in der Realität näher
Taucht man wirklich einmal ein in die Tiefen des Internets, können einem die obskursten Dinge begegnen. Zum Beispiel die homoerotischen Abenteuer von Dumbledore und Gandalf. Dieses eigenwillige Genre nennt sich „Slash Fiction“. Clay Liford erzählt in seinem grandiosen Film „Slash“ von einem Autoren solcher Geschichten: dem 15-jährigen Neil (Michael Johnston).
Dessen Kurzgeschichten drehen sich um seinen Lieblings-Science Fiction-Helden Vanguard und sind eigentlich gar nicht zur Veröffentlichung bestimmt. Erst die extrovertierte Mitstreiterin Julia (Hannah Marks) kann ihn dazu bewegen, seine Werke ins Netz zu stellen – und sich sogar zu einer Lesung bei einer Convention anzumelden.
Soweit so skurril. In „Slash“ erwartet einen aber kein Perversenkabinett, sondern eine zu Herzen gehende Coming-of-Age-Geschichte. Mit der Elfenkämpferin Julia bahnt sich nämlich Neils erste Liebe an. Gleichzeitig sucht der schüchterne Außenseiter nach seiner sexuellen Identität.
Das alles inszeniert Liford wunderbar klischeefrei, ob es nun um Homosexualität oder Fantasy-Fans in irren Verkleidungen geht. Natürlich fängt er dabei auch einige herrlich abgedrehte Momente ein, mit telefonierenden Wolfsmenschen und Robotern im Partyrausch.
Auch die beiden Hauptdarsteller sind ein Glücksgriff: Johnston mit seinem verunsicherten Hundeblick und Marks mit ihrem losen Mundwerk sorgen für humor- und gefühlvolle eineinhalb Stunden.
Do, 30.6. 17:30 Uhr, Rio