Als die Schurkenparodie "Ich - Einfach unverbesserlich" 2010 in den Kinos
lief, klingelten die Kassen. Weltweit kamen mehr als 540 Millionen Dollar zusammen, was nach alter Hollywood-Maßgabe Fortsetzungen verlangte. Auch der Nachfolger "Ich - Einfach unverbesserlich 2" schrieb satte schwarze Zahlen, die das Spin-Off "Minions" noch übertrumpfen konnte. Finanziell ist die von Illumination Entertainment produzierte Reihe ein durchschlagender
Erfolg. Künstlerisch gesehen entfernen sich die Macher allerdings mehr und mehr von ihrem gewitzten, herzergreifenden Auftaktfilm - wie "Ich - Einfach unverbesserlich 3" nun recht deutlich vor Augen führt. Turbulent geht es im Leben des ehemaligen Bösewichts Gru (deutsche Stimme: Oliver Rohrbeck
) auch nach seiner Hochzeit mit der Spionin Lucy (Martina Hill) zu, die am Ende des zweiten Teils gefeiert wurde. Da Gru den Superverbrecher Balthazar Bratt (Joko Winterscheidt) nicht
verhaften kann, verlieren er und seine ihm zur Seite springende Frau ihre Agentenjobs bei der Anti-Schurken-Liga. Zu allem Überfluss sieht sich der einstige Vorzeigedieb auch noch mit einem Aufstand der Minions konfrontiert, die endlich wieder böse sein wollen. Gru hat darauf jedoch keine Lust
und muss sich obendrein mit ganz anderen Dingen befassen: Aus heiterem Himmel erfährt er von seinem bislang unbekannten Zwillingsbruder Dru, dem er kurz darauf mit Lucy und seinen Adoptivkindern Margo, Edith und Agnes einen Besuch abstattet. Unterdessen schmiedet Balthazar Bratt einen teuflischen Zerstörungsplan. Ähnlich wie die Vorgänger wartet "Ich - Einfach unverbesserlich 3" mit einigen höchst witzigen Ideen auf. Zu nennen ist hier besonders der Gegenspieler, den schon die spektakuläre Eröffnungssequenz prägnant in Szene setzt. Bei Bratt handelt es sich um einen Fernsehstar aus den 80er-Jahren, dessen Sendung abgesetzt wurde, als er in die Pubertät kam und die Quoten in den Keller rauschten. Verwunden hat er sein Karriereende nicht, und so hängt er noch heute in der damaligen Dekade fest. Schulterpolster, Vokuhila und berühmte Songs aus den 80-ern sind Markenzeichen dieses originellen Antagonisten, der seine Gegner in Kaugummi-Blasen einhüllt und Nahkämpfe tänzelnd absolviert. Eine
witzige und tragische Figur zugleich, die jedoch größtenteils in ihrem eigenen Film
agiert. Bis auf den Einstieg fehlen die Berührungspunkte zu Gru und seinen Mitstreitern, was sich erst im letzten Drittel wieder ändert. Überhaupt spinnen Pierre Coffin und Kyle Balda diverse Handlungsfäden, die sich nicht zu einem kohärenten Ganzen fügen wollen. Gru lernt seinen exzentrischen Zwillingsbruder kennen, der liebend gerne einen Diebeszug unternehmen würde. Lucy freundet sich mit ihrer Mutterrolle an. Agnes sucht im Wald ein Einhorn. Und die Minions landen kurz nach ihrem Aufbegehren im Gefängnis. Recht beliebig springt die gewohnt quirlige und farbenfrohe Animationskomödie zwischen den Strängen hin und her und versäumt es dabei, die Familienthemen angemessen zu vertiefen. Zweifelsohne ist die kleine Agnes mit ihren Kulleraugen und ihrem reinen Wesen noch immer ein herzerwärmendes Element. Insgesamt fehlt dem neuen Abenteuer, wie schon dem Vorgänger, aber der besondere Charme des ersten Teils. Humortechnisch setzen die Macher erneut auf abgedrehte Slapstick-Momente, die allerdings nicht mehr in jedem Fall frisch und lustig wirken. Amüsante Szenen wie eine Gesangsperformance der Minions stehen neben eher deplatzierten Prügeleinlagen. Fast schon zwangsläufig vermittelt "Ich - Einfach unverbesserlich 3" in einigen Passagen den Eindruck einer Nummernrevue, die bloß auf schnelle Lacher aus ist. 2010 sah das definitiv noch anders aus!
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