Horrorkomödie "Love and Monsters": Kleine Viecher, ganz groß

Mittlerweile hat man den Überblick verloren, in wie vielen Filmen die Welt bereits untergegangen ist, aber Apokalypse geht immer, gerade in Corona-Zeiten. Zwar wurde "Love and Monsters" vor der Pandemie gedreht, aber wenn zu Beginn des Films das Leben in einem Bunker dargestellt wird, fühlt man sich gleich mal gut abgeholt: Draußen lauert eine lebensbedrohliche Gefahr, drinnen versucht man es sich in Lockdown-Atmosphäre irgendwie gemütlich zu machen - kennt man doch zur Genüge.
Weltuntergang statt Entjungferung
Wobei eigentlich nur der junge Held des Films, Joel, unter der Isolation leidet. Er ist der einzige Single in der Kolonie und muss mitbekommen, wie alle anderen sich paarweise die Langeweile vertreiben. Kein Wunder also, dass Joel sich nach seiner Freundin Aimee sehnt. Mit ihr saß er vor sieben Jahren zur lauschigen Dämmerstunde in einem Auto und hätte sein erstes Mal erlebt, wäre nicht genau da die Katastrophe am Himmel losgebrochen. Statt Entjungferung Weltuntergang und Trennung, tja, schade.
Mit Raketen hat die Menschheit versucht, einen nahenden Asteroiden wegzuballern. Die radioaktiven Raketenreste, die danach auf die Erde regneten, ließen jedoch allerlei Getier mutieren. So wurden aus Insekten und Reptilien riesige Viecher, die auch Menschen auf ihrer Speisekarte haben. Als die Monster ab und zu in den Bunker vordringen, möchte Joel endlich raus, hin zu Aimee, die in einer 150 Kilometer entfernten Kolonie am Strand lebt. Obwohl er der Ängstlichste in seiner Gruppe ist, wagt er sich an die Oberfläche und begibt sich auf eine gefährliche Odyssee.
Hübsches Genrestück zwischen Coming-of-Age, Horror und Actionkomödie
Auf dem Weg vom Land zum Strand und vom Jüngelchen zum mutigen Mann bekommt Joel ein paar Lehrmeister zur Seite gestellt: zunächst einen Hund namens Boy, der ihm gleich beim ersten Fight gegen eine Riesenkröte beisteht. Dann einen klassischen Mentor, der zwar nicht von Woody Harrelson gespielt wird, aber von dem gleichsam hartgesottenen Haudegen Michael Rooker. Der hat ein toughes achtjähriges Mädchen als Reisebegleiterin dabei, die bald an Joel hängt, was ebenfalls nicht wundert, wird er doch von dem sympathischen Mädchenschwarm Dylan O'Brien ("Maze Runner") verkörpert.
Insgesamt ist Regisseur Michael Matthews ein hübsches Genrestück zwischen Coming-of-Age, Horror und Actionkomödie geglückt, bei dem das sonst so schändlich übersehene oder zerstampfte Getier groß auftrumpfen darf (die Visual Effects sind Oscar-nominiert) und etwas über die Liebe im Getriebe der Zeit erzählt wird. Ob Joel und Aimee nach sieben Jahren Getrennt-Sein noch dasselbe füreinander empfinden, ist die eine Frage. Die andere, wie man mit einer stark veränderten Welt umgeht: sich ewig verstecken oder doch an die Oberfläche gehen und mit den Mutationen leben? Joel findet für sich eine Lösung und ist zudem ein äußerst talentierter Zeichner. Aus der Monsterkrise führt also: ein Künstler.
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