Helge Schneider: Filmen ist wie ein Tanz um den Tisch

Helge Schneider im Interview über seine Filmsozialisation, seinen neuen Film „00 Schneider 2 – Im Wendekreis der Eidechse“ und den Unterschied zwischen Alexis Sorbas und Alexis Quinn.  
von  az

Helge Schneider im Interview über seine Filmsozialisation, seinen neuen Film „00 Schneider 2 – Im Wendekreis der Eidechse“ und den Unterschied zwischen Alexis Sorbas und Alexis Quinn.

München - Auch ein unermüdlicher Entertainer wie Helge Schneider hat mal genug. Bei seiner Promotion-Tour für „00 Schneider 2 – Im Wendekreis der Eidechse“, der am Donnerstag in die Kinos kommt, macht er im Lustspielhaus Station. Die vielen Interviews schlauchen. Helge holt sich einen Apfel. Und weil er genervt ist, wird Schneider – und das ist schön – eher ernst.

Herr Schneider, Sie mögen Filme von Lino Ventura und Eddie Constantine. Diesen Machismo findet man in Ihrem neuen Film wieder.

HELGE SCHNEIDER: Genau. Endlich hat das einer erkannt. Es ist ein reiner Männerfilm. Für Frauen aber auch.

Der Drang, selbst Filme zu machen – woher kommt der?

Als ich Kind war, hatte einer von uns in der Straße so ein Kino. Da konnte man für zehn Pfennig Filme gucken. Dann gab es Zeiten, als ich sonntags ins Kino ging. „Dick und Doof“ lief da oder Jerry Lewis. Dann fing das mit meinem Beruf an. Durch meine Art, Klavier zu spielen, wurde ich ab und zu gefragt, ob ich einen Stummfilm begleiten möchte. Irgendwann habe ich angefangen, in meinem Zimmer Videos zu drehen, Nummern, die ich für mich festhalten wollte, als ich noch nicht bekannt war. Dann habe ich einen Super-8-Film gedreht.

Wie haben Sie das filmische Handwerk gelernt?

Ich hab’ viel abgeguckt. Ich hatte ja immer Zugang zu allen Abteilungen, Kostüm, Kamera, hab’ gesehen, wie man das macht mit dem Licht. So ist eins zum anderen gekommen. 1989 habe ich mir eine 16-mm-Kamera gekauft, gebraucht von einem Naturfilmer aus der Ex-DDR.

Ihr neuer Film jetzt wurde auch auf 16-mm-gedreht. Gibt es bei Ihnen eine gewisse Nostalgie nach dem alten Filmemachen?

Nostalgie ist nicht das richtige Wort. Digital ist nicht unbedingt gut. Ein Beispiel: Wenn man eine Aufnahme hat, bei der im Vordergrund sich zwei unterhalten und im Hintergrund Autos fahren, dann hat man bei analogem Film die Schärfe auf die Typen, die da vorne sprechen und im Hintergrund sind die Autos unscharf. Bei der digitalen Kamera ist erst mal alles scharf. Und es kommt ein Effekt hinzu: Die Autos, die vorbeirauschen, sind zwar scharf, aber die Kamera ist nicht fähig, ein gleichbleibendes Bild hinzubekommen, in dem Tempo wie die Autos vorbeirauschen. Das wird in der Postproduktion nachträglich ausgeglichen. Aber da hatte ich keine Lust zu. Außerdem muss das für mich auf der Leinwand ein wenig krisseln. Das ist für mich Kino. Mein Team sah das genauso.

Wie entwickeln Sie die Figur Roy Schneider weiter? Er ist älter geworden, melancholisch.

Melancholisch nicht. Mehr cool. Man kann eigentlich nicht so in ihn reinschauen. Man weiß gar nicht, was das für einer ist. Er ist auf jeden Fall souverän. Und topgefährlich.

Und er ist sehr verbunden mit seinem Pomeranian Spitz, der mitten im Film verschwindet und später wieder auftaucht.

Das ist der Kinozauber, wegen dem Kino existiert. Früher hat man gedacht: Was ist denn das? Aber heute denkt ja keiner mehr: Was ist denn das? Krasses Beispiel: Ich war vor einiger Zeit im „Lone Ranger“ drin. Total überproduzierter Disney-Computer-gestreckter Realismus. Der wird aber durch Johnny Depp einfach total in den Schatten gestellt. Deshalb finde ich den Film nämlich wieder gut.

Es fehlt dabei die Liebesgeschichte. Wieso gibt es keine Frau, in die sich Roy Schneider verliebt?

In diesen drei Tagen, in denen der Film spielt, läuft ihm eben zufällig keine Frau über den Weg. Das ist Realismus. So ist das ja auch: Wenn man keine Frau hat, dann hat man keine. Dann kommt auch keine. Und dann plötzlich doch! Aber da ist der Film schon längst vorbei.

Gegen Ende des Films tanzt Kommissar Schneider in einer Tiefgarage. Wirklich sehr schön.

Alexis Quinn ist das.

Sie meinen, Alexis Sorbas.

Nein. Freddy Quinn. Der Vater von Anthony Quinn.

Jetzt bin ich etwas verwirrt.

Nein. Alexis Sorbas. Ich kann mich erinnern, wie der immer um den Tisch getanzt ist. Daran erinnert mich diese Szene. Das gefällt mir. Film ist auch Tanz.

 

 

 

 

 

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