"Heilstätten" - Horror der NS-Anstalt
Das Horrorgenre in Deutschland wiederbeleben und salonfähig machen: Mit diesem Vorsatz haben sich Produzent Till Schmerbeck und Regisseur Michael David Pate an den Spukhausfilm "Heilstätten" gemacht. Aber fast 20 Jahre nach dem Erfolg des Low-Budget-Schockers "Blair Witch Project" wirkt ein pseudodokumentarischer deutscher Gruselbeitrag ein wenig altbacken. Einen modernen Anstrich verpasst Pate seiner Schauermär, indem er die Protagonisten zu YouTubern auf der Suche nach dem nächsten Kick macht.
Sie wollen die ultimative Herausforderung wagen und sich für 24 Stunden in einem verfallenen Krankenhaus vor den Toren Berlins einquartieren. Dort soll es angeblich paranormale Phänomene zu beobachten geben. Voller Enthusiasmus montieren die Jugendlichen Kameras und machen erste Erkundungstouren. Schon bald schlägt der Spaß allerdings in tödlichen Ernst um.
Die Hauptfiguren sind Karikaturen unterschiedlicher Internet-Typen
Wer die betont lässige, anglizistische Sprache und Dauer-Coolness der YouTube-Generation nicht ausstehen kann, wird mit "Heilstätten" wenig Freude haben. Pates Drehbuch zeichnet die Hauptfiguren als Karikaturen unterschiedlicher Internet-Typen. Schön wäre es jedoch gewesen, hätte der Regisseur seine Kritik am unreflektierten Wettstreit um Likes und Follower etwas weniger thesenhaft gezeigt. Auch als Horrorfilm überzeugt das Ganze zunächst nur bedingt, auch wenn das ranzige, schaurig ausgestattete Setting durchaus Unbehagen verbreitet. Teenager, die den Nervenkitzel suchen, durch finstere Gänge stolpern, sich in die Haare kriegen und ständig falsche Entscheidungen treffen, kennt man zur Genüge.
Die immer mal wieder anklingende düstere Nazi-Vergangenheit der Heilstätten schafft einen spannenden Nährboden, den Pate aber nur manchmal für wirklich unheimliche Momente nutzen kann. Allerdings wird man überrascht, wenn der schauspielerisch solide Film im letzten Akt handfesten Nervenkitzel produziert. "Heilstätten" taucht da plötzlich in abgründige Gefilde ein.
Das perfide Ende rettet ein wenig den Gesamteindruck, kann den Gruselthriller allerdings nicht in einen wirklich guten Genrebeitrag verwandeln.
Kino: Mathäser, Cinemaxx; Regie: Michael David Pate (D, 89 Min.)
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