Hausfriedensbruch

Der brasilianische Film „Aquarius“ mit Sonia Braga schlägt einen Lebensbogen ins Heute
von  Adrian Prechtel
Die große Sonia Braga spielt die bourgeoise Widerständlerin in "Aquarius".
Die große Sonia Braga spielt die bourgeoise Widerständlerin in "Aquarius". © ffm

Der brasilianische Film „Aquarius“ mit Sonia Braga schlägt einen Lebensbogen ins Heute

Filme sollten zweierlei können: im unterhaltenden Sinne spannend sein und dabei auch eine wichtige, uns Zuschauer befragende Geschichte erzählen. „Aquarius“ von Kleber Mendonca Filho erzählt die Geschichte einer Entmietung in einem gutbürgerlichen Appartmenthaus am Strand von Recife – einer Stadt, wo Brasilien am weitesten in den Atlantik ragt.
Eine 65-jährige Witwe wehrt sich, lässt sich von Angeboten, ihre Wohnung zu verkaufen, als einzige nicht ködern, obwohl schon hohe Angebote vorliegen. Mittlerweile ist sie die einzige, die noch hier lebt, in dem Haus ihrer Vergangenheit, ihrer Ehe, ihres Widerstandes gegen die Diktatur. Ihre Wände atmen ihre Lebensgeschichte.
In den Kampf gegen das neokapitalistische Brasilien ist alles eingebaut: Krankheit und Überlebenswille, denn die linksintellektuelle Ex-Musikkritikerin Clara hatte Brustkrebs. Kleber Mendonca Filho fängt in seinem Film nicht nur die sozialen Gegensätze des Landes ein, auch die Arroganz der Oberschicht, denn Clara hat durchaus einen Standesdünkel gegen einfache Leute und ihre Hausangestellten. Und die Vergangenheitsvergessenheit einer Gesellschaft wird aufgegriffen, die als Staatsmotto „Ordem e Progresso – Ordnung und Fortschritt“ hat.
Samstag, 25.6., 19 Uhr, Rio und So, 26.6., 17.30 Uhr, HFF sowie Sa, 2.7., 16 Uhr HFF

 

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