Hannas Reise: Mach dich locker, Mädchen!
Auf „Hannas Reise“ begegnen wir lässig und modern unseren Familiengeschichten und Karoline Schuch ist unser Blick auf die Dinge
„Was mit Israel kommt echt gut und was mit Behinderten doppelt gut!“ Also denkt Hanna (Karoline Schuch): Um meinen Lebenslauf für die Bewerbungen für meine Yuppiekarriere noch ein wenig zu frisieren, brauche ich noch das Praktikum in Tel Aviv in einem Behindertenzentrum – getürkt natürlich, ich bin doch nicht blöd und verschwende da politisch korrekt noch Monate. Sie geht zu ihrer Alt-68er-Mutter (Suzanne von Borsody), die solche Aufenthalte mit ihrer „Aktion Friedensdienst“ organisiert. Blöd nur, dass die ihr die Bescheinigung nicht ausstellt, sondern sie wirklich hinschickt. So beginnt „Hannas Reise“, die alles verändert, im Film von Julia von Heinz.
Dass daraus kein politisch korrekter Kitsch mit ein bisschen Betroffenheits-Würze geworden ist, macht den Film so stark: Denn die BWL-erin Hanna wird nicht einfach zum Gutmenschen und verliebt sich am Schluss. Dafür ist der Film zu glaubwürdig und elegant. Hanna wird ihrer eigenen Familien-Geschichte und damit der deutschen geschichte begegnen: Warum ihre Mutter mit ihrem eigenen Vater nichts mehr zu tun haben wollte, warum Vergangenheit nicht einfach aufhört.
„Hannas Reise“ erzählt das ernsthaft, aber in einer lässigen südlichen Leichtigkeit und vor allem jung und gegenwärtig. Und die Liebe? Da geht es in Israel recht libertinär zu, was die etwas zickige Hanna auch etwas lockerer macht. Und mit der Figur des Itay (Doron Amit) erlebt man auch viel vom Lebensgefühl in Israel heute.
Kino: Neues Arena, Atelier, R: Julia von Heinz (D, 100 Min)
- Themen:
- Suzanne von Borsody