"Guardians of the Galaxy": Countdown im Weltraum
Er war es, der sich als erster mit einem Auto unterhielt, als Rettungsschwimmer TV-Geschichte schrieb und quasi nebenbei die Berliner Mauer zu Fall brachte. Gut, vielleicht ist der letzte Punkt ein wenig übertrieben, aber wenn einer den abgegriffenen Stempel "Kult" verdient, dann David Hasselhoff.
Dass "The Hoff" in den letzten Jahren mehr durch Alkoholexzesse und peinliche Auftritte bei Big Brother für Schlagzeilen sorgte, scheint James Gunn wenig zu interessieren. Für den Regisseur des Comic-Strips "Guardians of the Galaxy" ist der Mann ein Held seiner geliebten 80er Jahre. Und deswegen wird Mr. "Looking for Freedom" in Teil zwei auch mit einem göttlichen Gastauftritt geehrt und darf auf dem Soundtrack sogar singen, oder besser: sprechen.
Diese augenzwinkernde Verbeugung vor einer durchaus trashigen TV- und Filmära ist es auch, die das an "Star Wars" erinnernde Weltraum-Abenteuer aus der Masse der Comic-Verfilmungen herausstechen ließ. Leider hat sich der nostalgisch verklärte Witz nun ein wenig verbraucht.
Gunn bemüht sich, seinen fünf so unterschiedlichen Helden Tiefe zu verleihen. Dabei schildert er ausufernd-sentimental, wie der an Han Solo erinnernde Anführer der Weltraum-Crew, Star-Lord (Chris Pratt), auf einem abgeschiedenen Garten-Eden-Planeten endlich seinen göttlichen Vater Ego (Kurt Russell) trifft. Wie der salbungsvolle Zeus-Verschnitt seinem Namen bald gerecht wird und dunklere Charakterzüge offenbart, ist aber vorhersehbar und bringt das Tempo des visuell fraglos berauschenden Films ins Stocken.
Auch die anderen Figuren kämpfen mehr mit ihren eigenen Problemen als mit den eigentlichen Gegnern – darunter eine goldene Hohepriesterin, die sich mit ihren gleichgeschalteten Dienern am diebischen Waschbären Rocket rächen will. Während die Aussöhnung von Star-Lords heimlicher Liebe, der giftgrünen Amazone Gamora (Zoe Saldana), mit ihrer traumatisierten Schwester wenig Erhellendes zutage fördert, hat wenigstens die Liebesgeschichte von Muskelprotz Dax (Dave Bautista) und einem Gefühle lesenden Alien-Sensibelchen Witz. Denn der alles wortwörtlich nehmende Rabauke der "Guardians"-Crew hat bei den Komplimenten noch Nachholbedarf ("Du siehst aber hässlich aus").
So sehr sich Gunn aber auch bemüht, mit seinen zeitlos-funkigen Popsongs und den rasanten Schauplatzwechseln dem Erfolg des Originals nachzueifern, so verwundert es doch, warum er die Gruppe bei ihrer Problembewältigung wie in einer mittelprächtigen "Star Trek"-Episode auseinanderreißt. Denn die anarchischen Wortgefechte des Quintetts waren es doch, die "Guardians of the Galaxy" an den Kinokassen einst so triumphieren ließ.
Kino: Cadillac, Cinema, Cinemaxx, Gabriel, Mathäser, Münchner Freiheit, Royal Filmpalast,
R: James Gunn (USA, 137 Min.)
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