Grenzüberschreitendes Kino mit Viggo Mortensen
Wie fasst man ein Programm zusammen, das 180 Filme umfasst? Man findet das allgemeine Motto „Grenzen überschreiten“ – was Film ja oft tut.
Aber wenn man das Spektrum des 33. Filmfests München betrachtet, stimmt es eben: Da überschreiten Flüchtlinge Staatsgrenzen und es kommt zwar ein Drama heraus, aber eines mit durchaus komischen Seiten („Slow West“ – eine Art Justiz-Western im 19. Jahrhundert in den USA). Und ganz aktuell: „Mediterranea“ erzählt die Geschichte afrikanischer Flüchtlinge, die eine lebensgefährliche Reise über das Mittelmeer wagen, getrieben von der Hoffnung auf ein bessere Leben in Europa.
Einer der großen Impulse für Grenzüberschreitungen im Kino ist aber auch die technische Entwicklung. Denn seit der Digitalisierung kann jetzt jeder ohne großen technischen Aufwand Filme drehen. So kommen Länder als Filmländer ins Spiel, die man auf der Landkarte suchen muss. Das Filmfest München hat die interessantesten zusammengesammelt: wie aus Trinidad und Tobago, wo der Film „God Loves the Fighter“ herkommt, ohne jegliche Karibik-Romantik, sondern über Banden und Prostitution. Sogar verbotene Filme zeigt das Filmfest. In Marokko darf „Much Love“ nicht gezeigt werden, weil es hier auch um Prostitution geht. Und aus Kuba kommen die ersten Filme, die nicht mehr vom staatlich kontrollierten Filminstitut abgesegnet sind („La obra del siglo“).
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Grenzerfahrungen macht auch Viggo Mortensen. Er ist der erste Stargast des diesjährigen Filmfests, weil er Held des Eröffnungsfilms „Den Menschen so fern“ ist. Er spielt hier einen zwischen den Kulturen wandelnden französischstämmigen Lehrer in Algerien zur Zeit des Bürgerkriegs in den frühen 1950er Jahren.
Einer der Schwerpunkte des zwar „internationalen“ Festivals ist aber traditionell auch der deutsche Film, sei es Kino oder Fernsehen, wo die Chance besteht Gutes fürs TV auf großer Leinwand zu erleben.
Daniel Harrich – AZ-Stern des Jahres für seinen Oktoberfests-Attentats-Spielfilm „Der blinde Fleck“, der noch einmal neue Ermittlungen ins Rollen gebracht hat – sieht sich diesmal deutsche Waffenhersteller genauer an. Und „Meister des Todes“ könnte – obwohl ein Spielfilm, aber eben auf Fakten beruhend – wieder die Staatsanwaltschaft aufrütteln und bis in höchste Politkreise ermitteln lassen. Wir sind gespannt!
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Und bereits im Vorfeld umstritten ist eine Filmfarce zum Thema Neonazis unter dem Titel „Heil“ mit Benno Fürmann.
Diese Themen könnte man natürlich auch als Dokumentarfilme anpacken – und so hätten sie natürlich einen andern Charakter. Obwohl das DokFest gerade erst vor einem Monat zu Ende gegangen ist, hat sich das Filmfest München noch ein paar interessante Werke geschnappt: von „Going Clear: Scientology and the Prison of Belief“ bis „Mollath - Und plötzlich bist du verrückt“ und „How to Change the World“ über Greeenpeace.
An Filmemacher-Stars werden unter anderen erwartet Abel Ferrara („Pasolini“) oder Kiyhoshi Kurosawa, die beide ihre neuen Filme präsentieren. Ausgezeichnet mit Ehrenpreisen, den CineMerit Awards, werden Rupert Everett und Regisseur Jean-Jacques Annaud („Der Name der Rose“).
Und Alexander Payne , der wunderbar Arthouse und Hollywood verbinden kann, bekommt eine Retrospektive.
München im Glanz der Filmwelt
- Zeit: Das Münchner Filmfest dauert vom Donnerstag, den 25. Juni bis zum Samstag, den 4. Juli.
- Programm: online unter www.filmfest-muenchen.de
- Kinos: Gasteig, Rio, Filmmuseum, Sendlinger Tor, City Kinos, Hochschule für Fernsehen und Film, Arri, Münchner Freiheit
- Kartenvorverkauf: ab 18. Juni im Gasteig, während des Festivals auch an den Kinokassen
- online: schon ab kommenden Montag, 15.6. (plus 1,5 Euro Online-VVK-Gebühr)
- Karten: 9 Euro, Morning Movies 6,50 Euro, Kinderfilmfest: 2,50 Euro.
- Das Infomagazin erscheint am 18. Juni und liegt münchenweit aus.