Graf Porno, Dr. Fummel und der Mann im Hintergrund
Drehortsuche ist gar kein leichtes Ding, besonders nicht, wenn man einen heiteren Sexfilm machen will. In Hans-Jürgen Syberbergs Dokumentarfilm „Sex Business in Pasing“ von 1969 sieht man den Produzenten Alois Brummer durch die Landschaft fahren, einen Bauernhof braucht das Filmteam auf die Schnelle. Dann werden sie fündig. Auf der Kühlerhaube eines Autos unterschreibt die Bauersfamilie den Vertrag, unwissend, was auf ihrem Hof gedreht werden soll: Eine Nackerte rennt dann durch den Kuhstall, hinter der Kamera entsetzt sich fassungslos die Bäuerin. Und Brummer lacht sich einen.
Filmemachen als permanente Improvisation, als schlitzohriges Abenteuer, als Drahtseilakt zwischen den Geschmäckern: zwischen einem Publikum, das Lust auf Leinwandsex hat, und der FSK, die einem immer wieder aufs Dach steigt. In Pasing hatte Alois Brummer in den 60ern seine Zelte aufgeschlagen, von der Berrscherstraße aus führte er sein Imperium. 1984 starb er in seiner Villa in Pasing. Bereits seine erste Produktion „Graf Porno und seine Mädchen“ schauten sich 2,6 Millionen Zuschauer an, vornehmlich männliche.
Die Sexwelle der 60er wurde nicht nur durch Aufklärer wie Oswald Kolle, sondern eben auch Ex-Speditionsunternehmer Brummer am Laufen gehalten, mit Filmen wie „Dr. Fummel und seine Gespielinnen“, mit ihm selbst in einer kleinen Rolle.
In heutigen Zeiten der Internetpornographie erscheinen seine Filme als heiter-versaute, naive Heimatfilme. Wobei Brummer ein knallharter Geschäftsmann war, einer, der den Profit immer im Blick hatte, der den Drang junger Schauspielerinnen, vor die Kamera zu kommen, auszunutzen wusste und Gagen ohne Sentimentalität verhandelte.
Mit Brummer und seinen Filmen beschäftigt sich die Veranstaltungsreihe „Sex X Pasing“ in der Pasinger Fabrik, die von einer Ausstellung (bis 30.11. tägl. außer Mo, 10 bis 22 Uhr, im Keller der Pasinger Fabrik) und einem Filmprogramm im Werkstattkino begleitet wird.
Heute, Dienstag, 19.30 Uhr, in der Pasinger Fabrik: „Sex-Business made in Pasing“: Ausschnitte aus Syberbergs Doku und Brummers Filmen werden gezeigt, Zeitzeugen wie Rinaldo Talamonti erzählen von Brummer. Programm: www.pasinger-fabrik.de, Karten Telefon 829 290 79