Gibt es die goldene Regel?

Die erste große Hollywood-Gala des Jahres: Die Golden Globes wurden verliehen. Was sind sie wert, was sagen sie aus?
von  Adrian Prechtel

Der Golden Globe für das beste Filmdrama ging in der Nacht zum Montag an das Sklavendrama „12 Years a Slave“. Der große Gewinner der Gala war jedoch „American Hustle“ mit drei Trophäen, darunter als beste Komödie.
 

Wie wichtig sind für wen die Golden Globes?
Für die US-Filmbranche, die 60 Prozent des Film-Weltmarktes bestimmt, sind die Golden Globes ein wunderbarer Spielball, um die nahe Oscar-Verleihung (2. März) zu beeinflussen. Denn die Jury der Globes besteht nur aus rund 80 Stimmberechtigten der Hollywood Foreign Press Association (HFPA), also Auslandskorrespondenten, die aus Hollywood schreiben. Und da kann man leichter massive Werbung machen als bei den 6000 Mitgliedern der Academy of Motion Pictures, die den Osacar wählt.

Warum hat Daniel Brühl keinen Globe gewonnen?
Der Formel-1-Konkurrenz-Zirkus zwischen den beiden Europäern (der Österreicher Lauda und der Brite Hunt) müsste eigentlich die Hollywood Foreign Press Association stärker interessieren als die Oscar-US-Academy. Aber auch bei den Globes geht es fast ausschließlich um den US-Film, bezeihungsweise „englischsprachigen Film“ (bis auf die Kategorie nicht-englischsprachiger Film) und damit um Themen, die in den USA als wichtig empfunden werden. Und Daniel Brühl hatte mit Jared Leto (der mit seiner Rolle in „Dallas Buyers Club“ gewann) oder Michael Fassbender („12 Years a Slave“) harte Konkurrenz.

Hat Daniel Brühl jetzt keine Oscar-Chance mehr?
Daniel Brühl steht bisher noch nicht einmal als einer der 5 Nominierten für die Beste Nebenrolle fest. Aber die Nominierungsstimmen sind bereits abgegeben. Schon übermorgen, Donnerstag, wird die Film-Academy die Oscar-Nominierungen bekannt geben. Wieder werden Jared Leto und Michael Fassbender dabei sein. Für Daniel Brühl ist es wieder eng.

Hans Zimmer ging leer aus.Warum?
Obwohl der in Deutschland geborene Star-Komponist und Oscar-Preisträger Hans Zimmer die Musik für den großen Favoriten „12 Years a Slave“ beigesteuert hatte und auch nominiert war, musste er sich Alex Ebert für das auf dem offenen Meer spielende Robert-Redford-Drama „All is Lost“ geschlagen geben. Vielleicht war seine sentimentale Musik einfach zu gefühlig für ein hartes Sklavendrama.

Stehen mit den Golden Globes jetzt schon einige Oscars fest?
Nein, aber natürlich wird es im Wesentlichen um die gleichen Filme gehen, die am stärksten im Gespräch sind und die Amerikaner bewegen: „12 Years a Slave“ als Auseinandersetzung mit der eigenen Sklaverei-Vergangenheit. „Gravity“ als technisches Meisterwerk (mit Sandra Bullock und George Clooney) von Alfonso Cuarón (Regie-Golden-Globe) und Martin Scorseses Investment-Betrüger-Zirkus „The Wolf of Wall Street“ mit Leonardo DiCaprio (Darsteller-Golden-Globe) und die 70er-Korruptions-Tragi-Komö „American Hustle“ von David O. Russell.

Könnte „12 Years a Slave“ Oscargeschichte schreiben?
„12 Years a Slave“ könnte Oscargeschichte schreiben, wenn der Brite Steve McQueen als erster schwarzer Regisseur einen „Regie“- oder „Bester Film“-Oscar bekäme. Die Zeit ist – mit einem farbigen Präsidenten – seit einigen Jahren reif dafür in Amerika.

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