"Ghostbusters: Legacy" im Kino: Jugend forscht forsch
Zynisch und überheblich machten sie im New York der 80er Jahre Jagd auf Geister. Die Attitüde konnten sich die kauzigen Parapsychologen (Bill Murray, Dan Aykroyd, Harold Ramis und Ernie Hudson) aber auch erlauben. Denn mit einem gefräßigen Slimer oder einem überdimensionierten Marshmallow-Man wollte sich einfach kein anderer anlegen.
Jason Reitman mit "Ghostbusters" auf den Spuren seines Vaters
37 Jahre später wird das schön ruppige, bis heute kultisch verehrte "Ghostbusters"-Original nach einer gescheiterten weiblichen Variante nun nostalgisch aufgewärmt von Jason Reitman - ein erfolgreicher Indie-Regisseur ("Juno", "Up in the Air") und Sohn von Ivan Reitman, der mit dem 2014 verstorbenen Co-Autor Harold Ramis "Ghostbusters" erfand.
Nerdige, aber lebensecht gewitzte Jugendliche stehen im Mittelpunkt
Der familiäre Hintergrund schwebt tatsächlich über "Ghostbusters: Legacy". Denn nicht nur wimmelt es an geistreichen Anspielungen, nein, auch die Dramaturgie gleicht dem Original. Warum diese devote Verbeugung einem als Zuschauer dann aber doch nicht auf den Geist geht, liegt am Talent des Reitman-Sohnes.
Wie in "Juno", in dem ein Teenie sympathisch-chaotisch mit ihrer ungewollten Schwangerschaft hadert, stehen auch hier gespenstisch nerdige, aber lebensecht gewitzte Jugendliche im Zentrum, die sich selbst erst einmal finden müssen.
Mckenna Grace gefällt als Brillenträgerin mit Wissenschafts-Tick
Ganz wunderbar ist Reitman besonders Phoebe (Mckenna Grace) geraten. Eine kluge, aber sture Brillenträgerin mit Wissenschafts-Tick, die von ihrer alleinerziehenden Mutter (Carrie Coon) seufzend den Rat bekommt, sich in der Schule am besten so zu geben, wie sie eben nicht sei.
Brüderchen Trevor (Finn Wolfhard) ist in puncto sozial gewünschte Angepasstheit aber keine wirkliche Hilfe. Denn bei dem Wuschelkopf haben die Hormone Vorrang vor dem Verstand - auch wenn die angebetete Lucky (Celeste O'Connor) unerreichbar scheint.
Bei dieser Figur geraten die Gefühle der Ghostbusterianer in Wallung
Reitman lässt sich viel Zeit, um von der Dynamik dieser sympathisch unperfekten Familie zu erzählen, von der Zwangsräumung in Chicago und vom ungewollten Umzug aufs Land in Oklahoma, in die Bruchbude des entfremdeten, verstorbenen Großvaters.
Bei dieser Figur dürften erstmals die Gefühle der Ghostbusterianer in Wallung geraten. Denn bei diesem seltsamen Forscher handelt es sich um Spengler, der bis zu seinem Lebensende daran geglaubt hat, dass es bei ihm und unter der Erde immer noch spukt.
Jason Reitman verliert seine liebenswerten Charaktere nie aus den Augen
Und nachdem dann doch der erste Geist, eine Art Verwandter von Slimer, auftaucht, müssen die Kids mit dem alten Equipment des Opas und mit der Unterstützung des fahrigen Seismologen Grooberson (Paul Rudd) zur Tat schreiten, um dem Spuk wieder ein Ende zu setzen.
Während die Action an Fahrt gewinnt, die Protonenstrahler blitzen und irgendwann dann auch die verbliebenen Original-Stars ins Spiel kommen, verliert Reitman aber nie seine jungen, liebenswerten Charaktere aus den Augen. Und diese Fürsorgepflicht - eine warmherzige Verbeugung vor Andersdenkenden und Tagträumern - hat dann etwas von einen Steven Spielberg, der in den 80ern sogar mal einen Außerirdischen nach Hause telefonieren ließ.
Kino: Astor im Arri, CinemaxX, Mathäser, Royal und Cinema (OV), R: Jason Reitman (USA, 124 Min.)