Gezähmte Gallier

Neue Besen kehren gut. „Asterix und Obelix: Im Auftrag Ihrer Majestät” bestätigt das Sprichwort. Die hintergründige vierte Realverfilmung hält sich nah an die Comics, nur mit dem Tempo hapert’s
Florian Koch |
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Zwei Raufbolde, die schon ewig zusammenleben, gemeinsam jagen, in Urlaub fahren, und nur mit einem Hund, aber so gut wie nie mit einer Frau gesehen werden – sind die nicht schwul? René Goscinny hat sich über dieses (Klischee)-Thema nach heutigen Erkenntnissen nie Gedanken gemacht, als er gemeinsam mit dem Zeichner Albert Uderzo Asterix und Obelix erfunden hat.

Das ändert sich im 3D-Abenteuer „Asterix und Obelix: Im Auftrag Ihrer Majestät”. Denn Laurent Tirard, der bereits Goscinnys „Der kleine Nick” mit viel Retrocharme umgesetzt hat, ist neu an Bord und stellt doch gleich die Grönemeyer–Frage „Wann ist ein Mann ein Mann?” Asterix und Obelix sind sich in ihrer Antwort völlig einig. Wildschweine futtern, Römer verdreschen und zusammen Abenteuer erleben – mehr braucht es nicht, um glücklich zu sein.

Erste Zweifel an dieser festgefahrenen Vorstellung sät Grautvornix, ein schnöseliger Jungspund aus Lutetia, um den sich die beiden Gallier kümmern sollen. Der will mit Poesie und Musik die Damenwelt entzücken und fixt damit besonders Asterix an. Bald bekommt der Gallier die Gelegenheit, sein Flirt-Glück in fremden Gefilden zu testen. Denn Asterix und Obelix sollen ein kleines Dorf in Britannien, das den Römern doch tatsächlich immer noch Widerstand leistet, mit einem Fass Zaubertrank unterstützen. Was nach einer leichten Mission aussieht, entpuppt sich als schwieriger Fall. Denn Cäsars Truppen haben sich in der Zwischenzeit mit den Normannen, ein Volk, das keine Angst kennt, verbündet, während die Gallier in der Fremde ihr eigenes Süppchen kochen.

Als Fan der großartigen Comics erkennt man gleich, dass sich Tirard für seine Geschichte aus den Bänden „Asterix und die Normannen” und „Asterix bei den Briten” bedient. Die Fusion klappt erstaunlich reibungslos, weil der Filmemacher die witzigsten Passagen geschickt zu verknüpfen weiß, und sich auf seine spielfreudigen Darsteller verlassen kann.

Gérard Depardieu, die einzige Konstante der bisher vier Realverfilmungen, darf als Obelix endlich seine „sensible” Seite zeigen. Und auch wenn Hinkelstein-Präsente eher auf ein geteiltes Echo stoßen, macht er sich dank seiner knuffigen Tollpatschigkeit doch besser bei der Damenwelt als Asterix. Edouard Baer verleiht dem kleinen Gallier aber mehr Profil als seine Vorgänger, weil er die Albernheiten zurückschraubt, und seine fast schon hochnäsige Klugheit betont.

Warum die liebevoll ausgestattete und frech mit steifen Briten-Klischees spielende Familien-Komödie trotzdem nicht ganz zündet, liegt an Tirards mangelndem Gespür für Tempo. Selbst die Römer bekommen viel zu selten ihr Fett weg – aber vielleicht passt das auch nicht mehr zum Bild des gezähmten männlichen Galliers.

Kino: Cadillac, Cinemaxx, Mathäser, Mü. Freiheit, Royal
R: Laurent Tirard (Fr, 110 Min.)

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