Gerard Butler: "Es ist immer schwierig, schlecht auszusehen"
Dank "300" und der "Has Fallen"-Reihe ist Gerard Butler (49) zu einem der ganz großen Actionstars aufgestiegen. Mit "Angel Has Fallen" kommt am 29. August der dritte Teil der Reihe in die deutschen Kinos. Im Gespräch mit spot on news hat er darüber gesprochen, wie es sich anfühlt, sich im schrecklichen Zustand seiner Figur Mike Bannings im Spiegel zu sehen, ob dieser nun in Rente geht und wie es ist, mit fast 50 Jahren immer noch einen Actionhelden zu spielen.
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Mike Banning sieht am Anfang des Films wirklich schlecht aus. Was haben Sie gefühlt, als Sie sich selbst so im Spiegel gesehen haben?
Gerard Butler: (lacht) Es ist immer schwierig, schlecht auszusehen. Es ist aber großartig, wenn es Teil der Darbietung ist, denn dann taucht man wirklich in den Charakter ein. Aber wenn du dich selbst, den eitlen Menschen, ansiehst, denkst du: "Oh mein Gott, du siehst fürchterlich aus. Sehe ich so etwa in ein paar Jahren aus?" Es kann ein ernüchternder Moment sein, aber verrückterweise - als ich zu diesem Film kam - habe ich richtig, richtig schlecht ausgesehen.
Ich hatte eine Menge durchgemacht, mehrere Knochenbrüche an den Beinen, meine Knie waren kaputt und ich habe mehrere Steroidspritzen bekommen. Seitdem habe ich geschwächelt. Die Reise, auf die sich Mike begab, war gewissermaßen synchron mit Gerard Butlers Reise durch den Film. Also hat es sich irgendwie perfekt angefühlt.
Mike Banning ist auch nicht unverwundbar. Er nimmt viel zu viele Schmerzmittel und hat Schlafprobleme. Wie ist er so verletzlich geworden?
Gerard Butler: Für uns war es interessant, als wir die Idee zum dritten Film hatten. Wir wollten jeden Teil unterschiedlich machen. Im ersten Teil gab es einen Angriff aufs Weiße Haus, im zweiten ging es weiter nach Europa und eine ganze Stadt wurde stillgelegt. Dann dachten wir: "Was ist eigentlich mit dem Mann (Mike Banning, Anm. d. Redaktion) selbst? Was sind die Probleme, mit denen er zu kämpfen hat und wie können wir die in die Story einbringen?"
Er hat viel durchmachen müssen: Mehrere Explosionen, er ist von einem Gebäude gefallen, wurde von Autos angefahren, er wurde mehrmals angeschossen, niedergestochen und wurde viele hunderte Male geschlagen. Und das ist nur der Teil im Film, den wir gesehen haben - ganz außer Acht gelassen, dass er den Rest seiner Karriere Teil der Special Forces war.
Diese Probleme haben auch Athleten und Schauspieler, die Actionfilme drehen. Aber ganz besonders betroffen sind hiervon Soldaten. Man nimmt eine Menge Verletzungen und Probleme mit und versucht trotzdem, weiter seinen Job zu machen. Manchmal führt dich das auf einen Weg, den du vielleicht nicht gehen solltest. Banning versteckt das alles vor seiner Familie und seinen Chefs. Er ist nicht wirklich in der Lage, seine Aufgaben zu erfüllen.
Der Film spricht auch Probleme und Ereignisse der heutigen Zeit an, wie Wahlmanipulation und Kriegstraumata. Der US-Präsident wird auch beim G20-Gipfel in Hamburg gezeigt. Wie ist dieser Spiegel der heutigen Politik in den Film gekommen?
Gerard Butler: In den ersten Teilen hatten wir größere, ausländische Ideen untergebracht, wie wütende Koreaner, die Rache am Präsidenten nehmen wollen oder eine Familie aus dem Mittleren Osten, was die Religion mit ins Spiel gebracht hat. Die Idee jetzt war, das alles in eine gewisse Wahrheit einzubetten, ohne es zu kommentieren. Es gibt Fake News, Wahlfälschung, die interne Manipulation von Politik, Leaks, usw.
All diese Dinge haben uns in die Finger gespielt, um zu zeigen, wie das in einem echten politischen System aussehen und sich entwickeln könnte. Das ist die globale Idee dessen, was im Film passiert. Man kann das für die Glaubwürdigkeit im Film unterbringen, in den Charakteren, Emotionen und Beziehungen. Ohne, dass man die großen Handlungen aufgeben muss.
In einer Szene springen Sie in einen See. Wie kalt war das?
Gerard Butler: Dieses Wasser war ziemlich kalt. Ich glaube, ich habe etwas drunter gehabt, aber ich habe es trotzdem noch gespürt. Einen Teil davon haben wir im See, aber - vor allem Morgans (Freeman, Anm. d. Red.) Part - in einem Pool gedreht. Einfach, um ein wenig sicherer zu sein. Er hatte Sorge, eine Infektion zu bekommen.
Wir sind getaucht und ich bin mit dem Boot gefahren, ich hatte echt viel Spaß auf diesem See. Am ersten Tag, als ich dort draußen war und mit dem Boot gefahren bin, ist eine Kältewelle gekommen und innerhalb von zwei Minuten ist der See zu Sibirien geworden. Ich glaube, mir war noch nie so kalt in meinem ganzen Leben. Ich konnte nichts sehen, es war alles weiß. Am nächsten Morgen war der See komplett zugefroren. Das war das erste Mal seit 30 Jahren. Es war der erste Drehtag und wir mussten ihn absagen, weil keine Boote auslaufen konnten. Ich dachte nur: "Soll das ein Witz sein?" (lacht).
In Filmen wie "Angel Has Fallen" haben sie keinen schottischen Akzent. Wie schwierig war es für Sie, sich diesen abzutrainieren?
Gerard Butler: Das ist für mich über die Jahre leichter geworden, weil ich es schon so oft gemacht habe. Es war eine der besseren Entscheidungen am Anfang meiner Karriere, als es klar wurde, dass ich nach Amerika gehen werde. Ich würde viel mehr Chancen haben, wenn ich nicht nur einen amerikanischen Akzent nachmachen, sondern ihn auch unter Druck aufführen könnte. Ich habe sehr früh angefangen, Dialektkurse zu nehmen, einfach herumzulaufen und mit einem amerikanischen Akzent zu sprechen. Ich habe Leute gebeten, mich zu korrigieren, wenn ich einen Fehler gemacht habe.
Es war genauso wie mir anzugewöhnen, wie ein Amerikaner zu lachen, die komischen Geräusche zu machen, Wörter auf eine komplett andere Weise zu sagen. Es war mir lieber als zu sagen: "Gut, ich bin ein Schotte. Jetzt drehe ich mich in die Kamera und bin ein Amerikaner."
Planen Sie noch mehr Actionfilme oder ist Mike Banning in Rente?
Gerard Butler: Ich kann das jetzt nicht endgültig beantworten, ich weiß es nicht. Noch hat niemand über Ideen zu einem vierten Teil gesprochen. Es kommt auch darauf an, wie gut "Angel Has Fallen" läuft. Was ich aber weiß, ist, dass dieser Teil der Franchise eine komplett neue Richtung gegeben hat. Man könnte noch tiefer gehen, es emotionaler und persönlicher machen, statt noch eine Stadt fallen zu lassen. Denn sonst kommt irgendwann der Witz: "Was kommt als nächstes, Gerry? Sydney? Der Mond?"
Durch die Hinwendung zum Inneren und den Fall des Schutzengels des Präsidenten geht man auf dessen Schwächen und Verletzlichkeiten ein. Auch die Schwächen der Behörden selbst, wie des FBIs. Auch mit Blick auf das politische System gibt es noch viel mehr, was man da herausholen könnte. Aber im Moment habe ich keine Actionfilme in der Mache.
Sie werden dieses Jahr 50. Wie ist es für Sie, immer noch Actionhelden zu spielen?
Gerard Butler: Es gab schon viele vor mir. All die Schwarzeneggers, Willis' und Stallones. Und es sieht so aus, als ob sie es noch draufhaben. Daher lässt es mich im Moment kalt, ich fühle mich noch ziemlich gut. Ich habe mich definitiv ein bisschen kaputt gemacht damit und ich denke, dass ich in meinem Leben nicht mehr so viele Actionfilme drehen werde, wie bisher. Es ist aber nicht nur das Alter, sondern man versucht auch, andere Dinge zu entdecken. Ich habe auch schon einige andere Dinge wie Musicals und Animationsfilme gemacht, aber ich denke, dass ich mich eher kleineren Projekten zuwende. Interessante Projekte, die mich auf eine andere Weise fordern.
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