Genial und irre, Schlag auf Schlag
Das Schild vor dem südafrikanischen Anwesen ist kein Scherz: „Beware Mr. Baker“ steht darauf, dass „of“ kann man sich dazudenken, womit Jay Bulger, Ex-Model und Regisseur, für seinen Dokumentarfilm schon mal einen passenden Titel hat. Dass die Warnung ihre Berechtigung hat, bekommt er dabei vom Meister persönlich demonstriert.
Da hört man die wütende Stimme Bakers, der bestimmte Menschen in „seinem“ Film nicht drin haben will. Dann droht er sichtbar mit seinem Gehstock in ein Auto hinein und keift weiter in Richtung des darin sitzenden Regisseurs. Dann bricht Baker mit dem Stock Bulgers schönes Nasenbein.
Eine irre Energie hat Baker, auch im hohen Alter von jetzt 74 Jahren, und diese Energie, sein flexibles, hartes Spiel am Schlagzeug machte ihn zu einem der berühmtesten Drummer der Rockgeschichte. Von seinem Drive lässt sich „Beware of Mr. Baker“ infizieren, expressive Animationen werden in die Aufnahmen hineingemischt, die Schnittfolge kann sich rasant beschleunigen, Schlag auf Schlag.
Peter Edward Baker bekam seinen Spitznamen Ginger wegen seines roten Haars, das, ganz klischeehaft, zu seinem feurigen Temperament passt. Baker war von Anfang an ein Unangepasster, Unruhiger, der sich durch heftigen Drogenkonsum noch mehr aufpuschte. Lange hielt er es nirgends aus, lange hielten es viele seiner Bandkollegen nicht mit ihm aus. Anfang der 1960er spielte Baker in Alexis Korners Blues Incorporated, dann in der Graham Bond Organization, wo er sich mit Bassist Jack Bruce bald zerstritt.
Da zog Baker auch mal ein Messer, was Bruce jedoch im Rückblick, in einem der Interviews des Films, gar nicht mal so juckt. Die Musik brachte Baker und Bruce 1968 wieder zusammen, zu der Band Cream gesellte sich der sanfte Eric Clapton, der zwischen die Bruce-Baker-Fronten geriet. Obwohl Cream als erste Supergroup enorm erfolgreich war, blieben die Drei nur zwei Jahre zusammen. Baker blieb Clapton auf den Fersen, spielte mit ihm 1969 kurz, aber einprägsam bei Blind Faith mit.
Lange lebte Baker in Afrika, erforschte die Musik dort, war immer wieder auf Droge, reich und immer wieder pleite, weil er sein Geld für seine zweite Leidenschaft, Polo und Pferde, ausgibt, bis heute. Mit seiner vierten Ehefrau lebt er in Südafrika, wo Bulger ihn aufsuchte.
Wüste Beschimpfungen gegenüber dem Regisseur sammeln sich da an, Worte wie Trommelschläge, und Baker, das teuflische Genie, verliert auch beim Fluchen die Härte und das richtige Timing nicht
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