Frau gegen Mann

Die Regisseure des Independent-Hits "Little Miss Sunshine" (2006) erzählen ein wichtiges Kapitel des amerikanischen Tennis-Sports zu Gleichberechtigung und Emanzipation.
Heidi Reutter |
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Gute Miene zum bösen Spiel: Bobby Riggs (Steve Carell) hat Billie Jean King (Emma Stone) herausgefordert.
2017 Twentieth Century Fox Gute Miene zum bösen Spiel: Bobby Riggs (Steve Carell) hat Billie Jean King (Emma Stone) herausgefordert.
Die US-Tennisspielerin Billie Jean King hat Geschichte geschrieben. Zum einen gewann sie in den Jahren zwischen 1959 und 1983 über 120 Turniere, zum anderen zeigte sie dem erklärten Macho Bobby Riggs, der 1939 mit nur 21 Jahren Wimbledon gewonnen hatte, dass Frauen
Männern nicht nur auf dem Spielfeld gewachsen sind. In dem legendären Tennisspiel von 1973, das als "Battle of the Sexes", als Kampf der Geschlechter, in die Geschichte einging, gelang es der damaligen Nummer eins im Frauentennis, den 55-jährigen Riggs zu besiegen und damit die gleiche Bezahlung von Frauen
im Spitzensport einzufordern. Kings grandioser Sieg auf dem Court war auch in anderer Hinsicht eine Befreiung ... Billie Jean King ( Emma Stone) ist eine selbstbewusste, rebellische Frau, die es satthat, dass Männer im Tennis viel mehr Preisgeld erhalten als Frauen
. Und das einfach, weil sie Männer sind. So gründet sie zusammen mit andere Spielerinnen die Tennisvereinigung WTA, um es den Machos zu zeigen. Das ruft Bobby Riggs (Steve Carell) auf den Plan, dessen goldene Jahre als Tennisstar längst vorbei sind und der zum Leidwesen seiner Frau
(Elisabeth Shue) den Kick nun im Glücksspiel sucht. Er wird es sein, der Billie Jean King herausfordert, aus einer Mischung aus Langeweile, Geldnot und der Sehnsucht nach dem Rampenlicht. Also gibt er sich bewusst als unerträglicher Chauvinist, der King provoziert und sie schließlich, nachdem er zuvor die Weltranglistenerste Margaret Court (Jessica McNamee) in einem Schaukampf besiegt hatte, zum Battle of the Sexes herausfordert. Gleichzeitig tobt auch in Billie Jean King ein innerer Kampf: Eigentlich ist sie glücklich mit Larry (Austin Stowell) verheiratet, aber als sie die verführerische Friseurin Marilyn Barnett (Andrea Riseborough, "Oblivion") trifft, fühlt sie sich magisch von ihr angezogen. Und so wird Billie Jean King letztlich auch eine Vorkämpferin des Feminismus, angetrieben von einem großen Maß an Selbstbestimmung und dem Wunsch nach Gleichberechtigung: "Eines Tages dürfen wir hoffentlich die sein, die wir sind und dürfen die lieben, die wir lieben." Insofern erzählen die "Little Miss Sunshine"-Filmemacher Jonathan Dayton und Valerie Faris, die im echten Leben ein Paar sind, vor grandios komponierter, historischer Kulisse nicht nur ein wahres Kapitel aus der amerikanischen Sport-Geschichte. Sie zeichnen zugleich das liebevolle Porträt einer Frau
, die den Mut hatte, sich zu emanzipieren und damit die Welt verändert hat. Dabei ist der Film absolut unterhaltsam und kurzweilig. Die Schauspieler sind großartig ausgewählt, auch wenn bei der zweifellos begabten Top-Verdienerin Emma Stone
("La La Land") hier und da der Eindruck entsteht, ihr Spiel und der Anspruch, die echte Billie Jean King so authentisch wie möglich zu verkörpern, seien etwas zu bemüht. Bemerkenswert ist die Inszenierung des berühmten Tennisspiels, das den Schlussteil des Films markiert: Detailgetreu wurde nicht nur die Kulisse und die Übertragung auf den Bildschirmen der 70er gestaltet, sondern auch die Art, wie man damals Tennis spielte, nämlich wesentlich langsamer. Mit einem vergleichbaren Tempo schreitet auch die gleiche Bezahlung im Spitzensport mehr schlecht als recht voran: Zwar erhalten Frauen im Tennis mittlerweile das gleiche Preisgeld wie die Männer; aber in anderen Bereichen ist das noch ein frommer Wunsch: Tennisspielerin Serena Williams ist die einzige Frau unter den Top-Verdienern im Spitzensport. Immerhin hat kürzlich der norwegische Fußballverband beschlossen, den Frauen der Nationalmannschaft ebenso hohe Prämien zu zahlen wie den männlichen Spielern.
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