Filmreife Propaganda - Wie Goebbels und Hitler ein Volk verführten

"Was wahr ist, bestimme ich. Und wahr ist, was dem deutschen Volke nutzt", so lautete Joseph Goebbels Maxime. Hitlers Propagandaminister ist ein Strippenzieher, der seinem Führer blindlings folgt. Mit seiner Frau Magda und den sechs Kindern bildete er eine Vorzeigefamilie des Dritten Reichs, und Hitler zwang ihn, die leidenschaftliche Affäre mit der tschechischen Schauspielerin Lída Baarová zu beenden. Seitdem widmete Goebbels sich voll der Kriegspropaganda: "Ein neues Leben nur der Pflicht ergeben".
Ein Blick ins Innere der Macht
In Joachim A. Langs Blick auf den inneren Machtzirkel mit Intrigen, Eitelkeiten und Verrat stehen Hitler und sein Chefmanipulator im Mittelpunkt und die Frage: "Warum folgten so viele Hitler in die Katastrophe"? Basierend auf Goebbels Tagebucheintragungen dominiert die Perspektive der Täter. Das ist gewagt und gelingt, auch wenn sich daran Kritik entzündet, hatten bisher die meisten Werke doch eher die Opfersicht wie "Schindlers Liste" oder "Das Leben ist schön".
Hier geht es um die perfiden Methoden der Indoktrination. Dazu gehörten nicht nur Filme wie "Jud Süß" oder "Kolberg", sondern die demagogische Rhetorik, das Progrom vom 9. November 1938, wie die exakte Choreographie von jubelnden Massen bis hin zum Mädel, das dem Führer Blumen schenkt.
Die minutiöse Vorbereitung der "Sportpalastrede"
Goebbels wollte hetzen und aufputschen. Entlarvend ist seine minutiöse Vorbereitung der "Sportpalastrede" von 1943, als der Untergang des Systems sicher war und das Volk trotz Stalingrad begeistert nach dem "totalen Krieg" rufen sollte. Nach dem Selbstmord Hitlers ermorden Goebbels und Magda ihre Kinder und begangen Suizid. Ein letzter Propaganda-Akt?
Die Historie des Nazi-Wahnsinns ist bekannt, dennoch entwickelt die Kombination von Spielszenen, Archivmaterial (auch KZ-Bildern) und Zeitzeugenberichten wie Margot Friedländer oder Charlotte Knobloch eine Sogwirkung. Robert Stadlober war noch nie so gut wie als dieser Mann, für den "Propaganda Kunst war wie Malerei", Franziska Weisz als Mutter und Ehefrau, Fritz Karl als Hitler überzeugen ebenfalls. "Führer und Verführer" zeigt drastisch die Mechanismen, die den Aufstieg des nationalsozialistischen Regimes und dessen Verbrecher begleiteten. Selbstinszenierung und Desinformation sind heute noch einfacher. Man mag sich nicht vorstellen, was ein Goebbels mit Internet und Social Media anrichten könnte. Dafür sind es jetzt andere rechte Zündler, die auf diesem Instrumentarium einflussreich spielen. Deshalb sollten wir die Worte des Auschwitzüberlebenden Primo Levi nicht vergessen: "Es ist geschehen... und folglich kann es wieder geschehen".
Do, 4. Juli. 18 Uhr, HFF mit anschließendem Publikumsgespräch mit Regisseur und Schauspielern sowie am Sa, 6. Juli, 14 Uhr, Astor im Arri, ab 11. Juli bundesweiter Kinostart