Filmkritik zum neuen Star-Wars-Film: Episode VIII - Die letzten Jedi
Seinen Vater Han Solo (Harrison Ford) hatte er noch in einem dramatischen Duell getötet, gegen die plötzlich von der "Macht" geküsste Rivalin Rey (Daisy Ridley) aber bereits verloren. Und nun schlurft dieser Möchtegern-Darth-Vader Kylo Ren (Adam Driver) dem mächtigen Snoke, einem gehässigen Tyrann mit der Visage eines Baumstumpfs, einen elend langen Gang entgegen.
Dessen Reaktion auf diesen jämmerlichen Auftritt ist ein Peitschenhieb: "Nimm endlich diese lächerliche Maske vom Kopf!" Kylo Ren gehorcht, unterdrückt den Zorn, bevor er frustriert wie ein gedemütigtes Kind losprügelt und seinen völlig verbeulten Helm wie Abfall zurücklässt.
Nein, ein Darth Vader ist dieser in sich zerrissene Finsterling nicht, genauso wenig wie "Die letzten Jedi" ein Neubeginn für die "Star Wars"-Saga ist: Man will ja nicht zertreten, was Jahr für Jahr hunderte Millionen einspielt. Der Schatten der Original-Trilogie liegt erdrückend auf dem jungen Regisseur Rian Johnson, der sich mit trickreich verschachtelten Thrillern wie "Looper" einen guten Ruf erworben hat, der Filmreihe aber zu wenig Neues abgewinnen will. Thematisch eng an "Das Imperium schlägt zurück" angelehnt, springt Johnson hastig zwischen drei parallelen Handlungssträngen hin und her – wobei nur einer wirklich überzeugen kann.
So ist es an dem alten Jedi-Helden Luke Skywalker (Mark Hamill), die "Star Wars"-Fans zu kitzeln und zu irritieren. Denn wenig ist geblieben von seinem einst glühenden Glauben an das Gute. Als zotteliger Eremit haust er auf einer einsamen Insel, wo er sich in seiner Mischung aus Gleichgültigkeit und Nihilismus durchaus gefällt. An Rey, dieser starken jungen Kämpferin, ist es, Luke endlich dazu zu bewegen, was es heißt, ein Jedi zu sein. Natürlich erinnert dieses Buhlen an die Zeit, als Yoda noch den übermütigen Luke unterrichten sollte. Doch auch der jetzige Lehrer-Schüler-Generationen-Konflikt hat das gewisse Etwas. Denn wie in einer Art telepathisches Skype-Gespräch schaltet sich auch immer wieder Kylo Ren dazwischen, um Zwietracht zu säen.
Episode VIII: Die letzten Jedi: Endlich wieder Star Wars ohne Reue!
So psychologisch dicht dieses gefährliche Umkreisen der Figuren auch ausfällt, so frustrierend ist es am Ende, dass man sich trotz aller Möglichkeiten nicht traut, das immer schon naive Gut/Böse-Schema einmal aufzubrechen. Noch stereotyper fallen aber die Missionen der anderen neuen Helden aus. Die Rebellen um den tollkühnen Solo-Nachfolger Poe (Oscar Isaac) und seine Anführerin Prinzessin Leia (Carrie Fisher in ihrer letzten Rolle) müssen miterleben, wie ihr schwer beschossenes Raumschiff von der Versorgung abgeschnitten wird.
Währenddessen sollen Ex-Sturmtruppen-Soldat Finn (John Boyega) und seine unfreiwillige Mitstreiterin, die für den asiatischen Kinomarkt eingesetzte Figur der Technikerin Rose (Kelly Marie Tran) auf einer Spielhölle im Stile von Macau Hilfe holen.
Besonders raffiniert fällt dieses ständige Jagen und gejagt werden nicht aus. Auch wirkt die politisch korrekte Ächtung von finsteren Waffenhändlern und Kinderquälern à la Fagin ("Oliver Twist"), sowie der Appell zum Schutz seltener Tierarten fast schon peinlich aufgesetzt.
Selbst Chewbacca darf sich kein Vögelchen mehr am Feuer braten, weil die Artgenossen mit großen Kulleraugen dabeistehen. Immerhin deutet Johnson in diesen Szenen etwas an, was man so aus Marvel-Filmen wie "Thor 3" kennt, nicht aber aus "Star Wars": Eine Lust an der Selbstparodie, am Spiel mit den Erwartungshaltungen der Fans. So darf Luke auch gleich zu Beginn sein Lichtschwert wegwerfen, als wäre es ein Ekelding. Oder ein fieser General (Domhnall Gleeson) tritt als Knallcharge auf, als wäre er aus Mel Brooks Persiflage "Spaceballs".
Im Gegensatz zu den konsequent albernen Marvel-Hits bleibt es hier bei kurzen, fast bizarren Pointen – bis im tatsächlich mitreißenden Showdown die hinlänglich bekannte Märtyrer-Karte gespielt wird. Aber die Macht ist nun mal weiterhin mit den Konventionen.
Regie: Rian Johnson (USA, 152 Min.)
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