Filmkritik: Tulpenfieber - Christoph Waltz in Liebesfilm im Goldenen Zeitalter Hollands
Es ist heute, wo die Blumenmärkte lastwagenweise mit Tulpen überschwemmt werden, kaum vorstellbar, dass diese Blume einmal eine Rarität war. In den Niederlanden des 17. Jahrhunderts lösten Import und Zucht des aus dem Orient stammenden Liliengewächses ein Tulpenfieber aus: Die Tulpe als Statussymbol und Spekulationsobjekt. Zwischenzeitlich erreichte der Wert besonderer Zwiebeln den eines Hauses in Amsterdam. Der Hype gilt als erste gut dokumentierte Finanzblase, die 1637 platzte. In "Tulpenfieber" nach dem Roman von Deborah Moggach nimmt Justin Chatwick das wirtschaftshistorische Kuriosum als Hintergrund für eine melodramatische Liebesgeschichte.
Aus einem klösterlichen Waisenhaus wird die junge Sophia (Alicia Vikander) an den Gewürzhändler Sandvoort (Christoph Waltz) lieblos verheiratet. Ein Stockwerk tiefer – in der Schlafkoje der Küchenmagd – geht es deutlich leidenschaftlicher zu. Maria (Holliday Grainger) liebt den Fischverkäufer Willem (Jack O’Connell), aber für Familiengründung fehlt das Geld. Wie viele Glückssucher investiert er seine geringen Ersparnisse bei einer Auktion in eine Option auf ein Tulpenbeet. Wie auch ein Maler (Dane DeHaan), der sich in sein Objekt, die junge Kaufmannsfrau Sophia verliebt hat und mit ihr Richtung Westindien durchbrennen will.
Mit aufwendiger Ausstattung lässt Chadwick das Amsterdam des Goldenen Zeitalters auferstehen, in dem die Metropole durch den Überseehandel eine Hochkonjunktur erlebte. Die Grachten und Straßen gleichen einem riesigen Markt und in den Hinterzimmern von dunklen Spelunken wird wild spekuliert. Die Gier und Leidenschaft, durch einen Börsencoup ein neues Leben beginnen zu können, erfasst von der Prostituierten bis zum Adelsmann alle Schichten. Eng verknüpft Chadwick die fiebrige Stimmung mit einem heißblütigen Liebesdrama, das allerdings mit gewagten Plotverknüpfungen, Schicksalsmühlengeklapper und Schlusswendungsakrobatik Glaubwürdigkeitsdefizite hat. "Tulpenfieber" ist bis in die Nebenrollen prominent besetzt, jedoch gelingt es Chadwick nicht so recht, die beachtlichen schauspielerischen Ressourcen zu nutzen.
Kino: Arri, City, Solln, Münchner Freiheit, Mathäser, Cinema (OV) Regie: Justin Chadwick (GB/USA, 105 Min.)
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