Filmkritik - Euphoria: Die letzten Tage
München - Komm, Schwester, wir fahren in meinen Tod! Es ist ein bizarrer Ausflug, den Emilie (Eva Green) und Ines (Alicia Vikander) da machen. Bizarr, weil sich die beiden seit Jahren nichts zu sagen haben. Bizarr, weil die todkranke Emilie möchte, dass Ines dabei ist, wenn sie den Todestrank in einem Schweizer Hospiz nippt. Sie möchte gehen, so wie sie es will, sagt sie. Das ist immerhin verständlich.
Die morbide Stimmung des Films passt so gar nicht zum grünen Idyll mit Schloss und Park, in dem sich die Menschen versammeln, um aus dem Leben zu scheiden. Jeder macht in dieser Einrichtung, worauf er gerade Lust hat.
Zum Beispiel einen grotesken Bühnenauftritt hinlegen, der - natürlich - in unendlicher Traurigkeit endet. Und irgendwann kommt dann der geplante letzte Tag.
Die ersten Szenen spielen in München
Der Film ist mit Eva Green, Alicia Vikander und Charlotte Rampling großartig besetzt, doch schafft er es trotz des Themas nicht, den Zuschauer emotional zu packen. Man sieht den verkrachten Schwestern dabei zu, wie sie einander mit Vorwürfen überhäufen und die Vergangenheit aufzuarbeiten versuchen. Hauptstreitpunkt: Ines war nicht auf der Beerdigung der Mutter, weil sie gerade Sex in Madrid hatte.
Charlotte Rampling ist als Sterbebegleiterin stets zur Seite und schaut mit ihren geheimnisvollen Augen in diese Welt der letzten Tage. So wie zwischen den beiden Schwestern ein trennender Schleier zu schweben scheint, so ist auch einer zwischen dem Geschehen auf der Leinwand und dem Zuschauer. Aus diesem Thema hätte man mehr herausholen können.
Immerhin: Die ersten Szenen spielen in München - in einem berühmten Hotel, in einer berühmten Bar - in der es zu einem unschönen Zwischenfall kommt - und in einem bekannten Pavillon in einem bekannten Park.
Kino: Münchner Freiheit, Museum (OV) R: Lisa Langseth (D, 104 Min.)
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