Filmfest-Tipp: Rat-Film
München - Was machen diese zwei Typen mit dem Baseballschläger und der Angel nachts? Jagd auf Ratten! Und wem das komisch vorkommt, muss sich erst mal den Kollegen mit der Schusswaffe anschauen. Theo Anthonys "Rat Film" hat obskuren Momente, ist aber gleichzeitig ein intelligenter Essay. Man sollte nur nicht den Fehler machen, den Film für eine Naturdoku über Ratten zu halten.
Denn der unbeliebte Nager ist nur der rote Faden, der ein Panoptikum verschiedener Themen verbindet. Der zweite Hauptdarsteller in Anthonys Film ist seine Heimatstadt Baltimore mit ihrer Vergangenheit und Gegenwart. In 82 Minuten legt er hier ein verwobenes System von Machtstrukturen, Armut und Rassismus frei. An einer Übersicht von medizinischen und soziologischen Experimenten zeigt er die Parallelen im Umgang mit den pelzigen Plagegeistern und sozial schwachen Menschen. Daneben bringt er dem Zuschauer anschaulich die heutigen Bewohner nahe, darunter Profi- und Amateurrattenjäger, aber auch Leute, für die die Ratte das beste denkbare Haustier ist. Am Ende auch eine Frage der gesellschaftlichen Stellung?
Nach "Rat Film" kommt man sich vor, als hätte man fünf Wissenssendungen auf einmal gesehen. Trotzdem bleibt man dabei und fühlt sich sogar unterhalten. Eine gelungene Einladung, das Hirn zum arbeiten zu bringen.
heute, 17.30 Uhr, Atelier 2
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