Filmfest-Eröffnung: Harry G - bayerisch abgeblitzt
Nach der Eröffnung des Münchner Filmfests ist Kritik obligatorisch. Doch die bezieht sich normalerweise auf den Eröffnungsfilm. An "Toni Erdmann" von Maren Ade hatten am Donnerstagabend wenige Experten etwas auszusetzen. Gesprächsthema Nummer eins war dagegen der diesjährige Moderator, Markus Stoll, besser bekannt als notorisch bayerisch-grantiger Harry G.
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Dessen fünfminütiges Comedy-Programm auf der Bühne ging nämlich mächtig nach hinten los, die Reaktionen der Zuschauer waren teils verheerend. Betretenes Schweigen bei den derben, aber einfach nicht zünden wollenden Pointen über das Film-Business war noch das geringste Übel. Einige Besucher verließen schon wenige Minuten, nachdem Harry G begonnen hatte, in gewohnter Manier über Ferres, Ochsenknecht & Co. abzuledern, empört den Saal.
Harry G ein Fehlgriff? Übertriebene Pikiertheit der Cineasten? Oder ein Comedian zur falschen Zeit am falschen Ort? Kulturredakteur Adrian Prechtel war dort und hat folgende Meinung:
Den G-Punkt verfehlt: Kommentar von AZ-Kulturredakteur Adrian Prechtel
Würde man kalauern, müsste man sagen: Der Comedian Harry G. hat bei der Filmfest-Eröffnung den G-Punkt nicht gefunden. Seine Moderationswitze stießen auf eine frigide Wand betretenen Schweigens der 2000 Gala-Gäste. Schade, denn wenn etwas langweilig ist, dann nicht etwa Bosheiten gegen Veronika Ferres und ihren „Sympathieträger“ Maschmeyer oder die Ochsenknechts mit ihrer „alkoholisierten“ Namenswahl bei den Söhnen (Jimi Blue und Wilson Gonzales).
Aber es war der völlig falsche Rahmen dafür. Denn der große Saal des Mathäser mit Filmbranchen-Gästen aus allen Teilen Deutschlands, manche sogar aus aller Welt – inklusive Ellen Burstyn aus Hollywood – ist kein ausverkauftes Tollwoodzelt. So zogen die leicht zotigen Frechheiten ausgerechnet die so oft hochgehaltene „Internationalität“ des Festivals ins kleinkariert Provinzielle.
Dass die angenehm kurzen Eröffnungsansprachen nicht angestrengt zweisprachig Englisch und Deutsch gehalten wurden, schadete dagegen nichts. Besser eine flüssige Aufzählungs- und Dankes-Orgie, als bemühtes, pseudo-kosmopolitisches Akzent-Englisch.
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