Fade Fahlheit von Jim Jarmusch
Ein ausgelaugter Vampirfilm über die Einsamkeit des Intellektuellen in der Gegenwart: „Only Lovers Left Alive“ von Jim Jarmusch spielt mit Rock-Nostalgie und dem nächtlichen Detroit
Dieser Film ist ein Nachtschattengewächs, melancholisch schon durch die dauernde Dunkelheit, erhellt nur durch den blutarmen, leuchtend schneeweißen Teint von Tilda Swinton als Vampirbraut. Sie kommt ihrem alten, ewig jungen, aber nostalgie-depressiven Vampir-Gefährten (Tom Hiddleston) zu Hilfe, der sich in Detroit zwischen Rock-Platten und seiner E-Gitarrensammlung vergraben hat. Jim Jarmusch spiegelt in diesen beiden – sie heißen Adam und Eva – ein Lebensgefühl: Es ist die Empfindung des Intellektuellen, aus der Zeit gefallen zu sein, die feindlich vor der Tür ihr oberflächliches Unwesen treibt. Man igelt sich ein mit geistiger Nahrung (James Joyce ist im Regal und „Faust“ von Christopher Marlowe) – in diesem Fall in der Abwrack-Stadt Detroit, die ihre Rock’n’Roll-Zeit so sichtbar hinter sich hat, dass sie wie eine demolierte Juke-Box wirkt, der auch noch der Strom abgedreht wurde.
Tanger als Mekka der Popliteraten
Dieses geheime, lichtscheue Jahrhunderte-Leben wird kurz durchgewirbelt von Adams jüngerer, noch Blut- und lebenshungrigen, verdrogt aufgedrehten Vampirschwester. Und dann begibt sich das alte Liebespaar auf eine Reise nach Tanger – kein Zufall, weil hier Popliteraten Abenteuer und Freiheit suchten wie Jack Kerouac, Tennessee Williams, Truman Capote und William S. Burroughs. Auf all das spielt „Only Lovers Left Alive“ an. Aber der Film versinkt selbst in einem weinerlichen Grundton, Pop-Nostalgie und Lebenssaft-ausgesaugter Langsamkeit. Auch die kulturellen, intellektuellen Anspielungen geben dem Film keinen echten Reiz, allenfalls ein Grundkolorit für einen insgesamt aber fahlen und letztlich faden Film.
Kino: Monopol, Leopold, City (dt. und OmU) B&R: J. Jarmusch (D, GB, F, 123 M.)