"Everest" - Wer die Gefahr sucht....
Beim Unglück am Mount Everest wurden 1996 mehr als 30 Bergsteiger bei dem Versuch, den Gipfel des Mount Everest zu erreichen, von einem Wetterumschwung überrascht. Der Spielfilm „Everest“ erzählt die Geschichte der tödlichen Expedition.
München - Vor dem Kinokartenkauf muss man eine Grundsatzentscheidung treffen: Ob man den Schwachsinn akzeptiert, dass sich Menschenhorden mit Sauerstoffmasken freiwillig auf eine lebendbedrohliche Höhe von 8500 Meter hochquälen, um dann vielleicht umzukommen.
Alle News aus der Kinowelt und weitere AZ-Filmkritiken
Beantwortet man das mit ja, wird es in „Everest“ spannend – vor allem auch in 3D, was den Gletscher- und Felsspalten echte Tiefe gibt. Ein weiteres Spannungsfeld eröffnet die Idee, dass „Everest“ eben eine reale Bergsteigerkatastrophe vom Mai 1996 erzählt. Und so unterwirft sich der Film des Isländers Baltasar Kormákur angenehm auch nicht der erwartbaren Hollywood-Dramaturgie. Der Film romantisiert auch nicht: Stau am Hillary-Step und der Gipfelmoment kann als hektische Minute niemals einlösen, was er versprach.
Jason Clarke spielt den neuseeländischen Bergführer Rob Hall: ein sympathischer Typ, der die Besteigungen allerdings kommerzialisiert hat. Aber er riskiert nicht alles um den hohen Preis, sondern bleibt umsichtig, lässt aber in einem entscheidenden Moment doch Sentimentalität vor Sicherheit gehen. Jake Gyllenhaal ist sein Gegenpart, ein instinktiver Lonesome-Wolf-Bergführer.
Die Bergsteiger beim tödlichen Aufstieg auf den Mount Everest. Quelle: UPI
Das alles ist eine Männergesellschaft, die die Emily Watson als Mutter des Basislagers etwas ausgleicht. Die Hollywoodstars Robin Wright und Keira Knightley sind Heimat-Anker und dürfen nur via Satellitentelefon um ihre Männer bangen, deren Individualität im Funktionskleidungspanzer und mit vereisten Gesichtern im Film etwas verloren geht.
Und die Frage, warum man sich das Ganze antut, stellt auch ein mitsteigender Journalisten (Jon Krakauer) – und bekommt keine befriedigende Antwort. Aber man ahnt hinter den Figuren Lebenskrisen, die Unfähigkeit sich in eine bürgerliche Gesellschaft einzufügen oder einfach den drängenden Wunsch nach Selbstbestätigung.
Kino: in 3D: Royal, Mathäser, Cinemaxx, Leopold, Cinema (OV). In 2D: Münchner Freiheit, Museum (OV), Atelier (OmU) Regie: Baltasar Kormákur (US, 122 Min)
- Themen:
- Münchner Freiheit