"Ente gut!": Süß-saures Abenteuer

Spätestens seit „Kevin allein zu Haus“ träumen Kinder weltweit, die eigenen vier Wände für sich zu haben. Wenn man aber nicht nur die Wohnung, sondern auch noch die Verpflichtungen der Erwachsenen übernehmen muss, sieht es schon ganz anders aus.
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Linh (Lynn Dortschak) muss diese bittere Pille schlucken. Ihre Mutter (Chieu Xuan Nguyen Thi) verreist auf unbestimmte Zeit nach Vietnam, um der kranken Oma zu helfen. Jetzt muss die 11-jährige nicht nur wie gewohnt im Imbiss aushelfen, sondern auch auf ihre neun Jahre alte Schwester Tien (Linda Phuong) aufpassen. Zu allem Überfluss kommt auch noch Pauline (Lisa Bahati Wihstutz) hinzu.
Die rothaarige Außenseiterin stalkt die gesamte Nachbarschaft und hat natürlich herausgefunden, dass die beiden Kinder ohne Schutzbefohlenen dastehen. Damit niemand – vor allem nicht die Behörden – davon Wind bekommen, sehen sie sich gezwungen, Zeit mit ihr zu verbringen.
„Ente gut!“ stürzt sich nun nicht ins muntere Chaos. Themen wie Abschiebung oder Jugendamt kommen in dieser Situation auf. Norbert Lechners Film schafft es, den Ernst der Lage kindgerecht zu verpacken, ohne zu verharmlosen oder zu überziehen. Dieser Film nimmt seine Figuren und seine Zuschauer ernst. Immer wieder ist auch Platz für Wärme und Freude, zum Beispiel, wenn Pauline versucht, mit Glückskeksbotschaften Linhs Angebeteten auf sie aufmerksam zu machen.
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Außerdem bekommt man einen seltenen Einblick in die vietnamesische Community. Der wirkt vielleicht erst mal befremdlich: eine eingeschworene Parallelgesellschaft mit eigenem „Don“, der über die Finanzen herrscht. Laut Lechner wurde im Vorfeld viel in vietnamesischen Kreisen recherchiert und mit Phuong La Van ein Regiekollege als Fachberater engagiert. Trotzdem wirkt es schon übertrieben, dass Linh nicht aufs Gymnasium kann, weil sie illegal im Restaurant arbeiten muss. Aber „Ente gut!“ bleibt ein sehr guter Jugendfilm, der trotz seiner ernsten Töne, herzliche und leichte Kinounterhaltung ist.
Kinos: Mathäser, Studio Isabella, Kino Solln R: Norbert Lechner (D, 95 Min.)