"Ein Tag wie kein anderer": Erst entspannen

Tod und Neuanfang: Die israelische Tragikomödie "Ein Tag wie kein anderer" rührt.
Wie mit dem Schmerz über den Krebstod des erst 25-jährigen Sohnes umgehen? Nach der jüdischen Trauerwoche reagieren die Eltern in ihrer Verunsicherung sehr unterschiedlich. Die Mutter will schnell zurück in die Normalität und erstickt ihre Gefühle in Routine. Der Vater bricht aus dem Alltag, will nicht nachdenken. Dabei hilft ihm das "geerbte" Cannabis, das er aus dem Krankenhaus klaut. Erst einmal läuft alles schief: Ein Taxifahrer möchte auch das Kraut, der Laden für das Zigarettenpapier will gerade schließen und das Drehen des ersten Joints misslingt gründlich.
Experte in Sachen Drogen ist dafür der erwachsene Nachbarsjunge und bald sind zum Frust der Gattin beide ganz entspannt: der Jüngere spielt Luftgitarre und hängt den Job als Sushi-Ausfahrer an den Nagel, der Ältere schwebt auf einer Haschischwolke und lässt sich sogar zu einer Operations-Pantomime verführen, um ein Mädchen zum Lachen zu bringen. Leider vergisst er bei alledem, das Grab für sich und seine Frau neben seinem Sohn zu reservieren.
Eine geglückte Allianz von Humor und Traurigkeit
Durch die geglückte Allianz von Humor und Traurigkeit, Ernst und Situationskomik sowie komplett verdrehte Konstellationen trifft diese einfühlsame und zutiefst tragikomische Geschichte mit einem Schuss Melancholie ins Herz.
Dass die Kombination funktioniert, liegt auch an den Schauspielern, Evgenia Dodina, als Mutter, die hinter der starken Fassade fast zerbricht und ihre Seele auf Eis legt. Aber vor allem Shai Avivi, einer der erfolgreichsten Kabarettisten Israels, setzt sich als kauziger Vater auf sehr eigene und skurrile Weise mit Schmerz und Trauer auseinander.
So herzerweichend schön hat im Kino schon lange keiner mehr von Menschen erzählt, die ihre Lebenssplitter aufsammeln und ihre Existenz neu zusammensetzen müssen. "Die Vermischung des Traumatischen mit dem Absurden", wie der junge Regisseur Asaph Polonsky sein Spielfilmdebüt umreißt, ist superb gelungen.
Kino: Münchner Freiheit sowie Theatiner (OmU)
R: Asaph Polonsky (ISR, 98 Min.)