AZ-Kritik zu Eberhofer-Krimi "Rehragout-Rendezvous": Sex-Themen auf "derbem Schenkelklopferniveau"

Die Eberhofer-Reihe ist eine verlässliche Marke. Sie steht für (nieder-)bayerische Komik, Regionalkrimi und ein Füllhorn episodischer Auftritte bekannter Kabarett-Stars. Cineasten mögen verachtungsvoll auf diese Filme blicken. Aber man kann sich darauf verlassen, eineinhalb Stunden lang ordentlich unterhalten zu werden und dass in den Klamauk der Ernst des Lebens zumindest in Spuren beigemischt wird.
AZ-Kritik zu "Rehragout-Rendezvouz": Darum geht's
"Rehragout-Rendezvous", der neunte Eberhofer, ist keinesfalls schlechter, in manchem sogar besser als seine Vorläufer. Eine halbernste Krimihandlung über einen Vermissten bildet den Rahmen, in dem sich der übliche Privat-Klamauk um den Dorfpolizisten Eberhofer (Sebastian Bezzel), seine Dauerbeziehung Susi (Lisa Maria Potthoff), den Privatdetektiv Rudi Birkenberger (Simon Schwarz) und den anderen üblichen Verdächtigten abspielt.
Diesmal müssen die Männer selbst anpacken, weil die Oma (Enzi Fuchs) in eine Alters-WG zieht und ihren Söhnen und Enkeln nicht mehr hinterherputzt und -kocht. Susi übernimmt nach einem Skiunfall des Bürgermeisters dessen Amtsgeschäfte. Sie versucht am Image von Niederkaltenkirchen zu arbeiten und lässt als Instagram-Attraktion eine riesige Leberkässemmel in den Kreisverkehr setzen, weil in postmodernen Zeiten Ernst und Ironie verschwimmen.
Das kann man insgesamt als Programm dieses Films verstehen. Der Vermissten-Fall, der sich als Erbschleicher-Drama entpuppt, hat auch seine ernsten Züge, die Tina Keserović gegen Ende mit fast tragischer Wucht und in etwas überraschendem Hochdeutsch ausspielt. Natürlich wird die Geschichte gleich wieder komisch gebrochen, wenn Birkenberger – der diesmal besser begründet in die Handlung hineinschneit als sonst – beinahe in einer riesigen Odelgrube ertränkt wird.

"Rehragout-Rendezvous": Ein Regionalkrimi zwischen Ernst und Groteskem
In diesem Strang verschweigt "Rehragout-Rendezvous" keineswegs die Gefühlstrostlosigkeit des Landlebens zwischen alten Möbeln und hässlichen Tapeten auf ruinösen Bauerhöfen. Die komischen Szenen umkreisen – grotesk übersteigert – das in fast allen familienähnlichen Beziehungen virulente Problem, dass der Haushalt letztendlich doch bei den Frauen hängenbleibt.
Weil die Männer unendlich unter schmutziger Wäsche leiden, letztendlich aber doch einen Schweinsbraten zustandebringen, ist für jedermann und jederfrau etwas zur Identifikation bereitgestellt. Der Umgang mit der Frage der weiblichen Emanzipation bleibt aber im Rahmen des Volkstheaters. Eher schwankhaft bleibt auch das Motiv des daraus begründeten sexuellen Versagens der Männer, das der Film etwas arg zotig und – einschließlich Internet-Sex, Therapeutenwitzen, Schwitzhüttenesoterik und blauen Pillen – eher auf derberem Schenkelklopferniveau abhandelt.
Drehbuchautor Ed-Herzog verspricht Fortsetzung der Eberhofer-Reihe
Man würde sich zwar wünschen, dass Sigi Zimmerschied mal etwas mehr Zimmerschied in den Dienststellenleiter Moratschek einbringen würde. Dafür liefert sich Monika Gruber als kracherte Verkäuferin in einem Tierbedarfsgeschäft ein sehr lustiges Schimpfduell mit Papa Eberhofer (Eisi Gulp). Eva Mattes hat sehr wuchtige Auftritte als leicht esoterische Lisl Moshammer. Und am Ende darf Castro Dokyi Affum als Fahrlerer den Eberhofer darüber aufklären, dass auch mit 86 Jahren in diesem unserem Freistaat jeder tun und lassen kann, was er mag.

Für Sekunden blitzt auf, dass das Leben der 86-jährigen Oma wie bei jedem Menschen womöglich endlich sein könnte. Aber gleich darauf sind wir wieder im Schwank: Susi scheint entschlossen, bei den nächsten Wahlen als Bürgermeisterin kandidieren zu wollen. Eine Fortsetzung scheint also unvermeidlich, und eine Weitererzählung von Susis Emanzipation also auch.
Das meiste ist also wie immer, ein paar Prozent sind neu: Mit diesem Rezept werden Ed Herzog und Co-Drehbuchautor Stefan Betz noch ein paar weitere Folgen über Niederkaltenkirchen und seine Bewohner zusammenbasteln, zumal es ja noch ein paar unverfilmte Romane von Rita Falk gibt.