"Early Man – Steinzeit bereit": Das geknetete Animationsabenteuer in der AZ-Filmkritik
Irgendwann in der Steinzeit, gegen Mittag bei Manchester: Ein Meteoriteneinschlag löscht die Dinosaurier aus. Nur eine Gruppe Höhlenmenschen bleibt verschont. Sie finden einen glühenden Klumpen. Weil der zu heiß ist, kicken sie ihn durch die Gegend und erfinden damit nebenbei das Fußballspiel. So sieht es wunderbarerweise zumindest der britische Regisseur Nick Park in seinem neuen Animationsfilm "Early Man – Steinzeit bereit". Der Lieblingssport der Engländer steht also im Mittelpunkt des liebevoll perfekt gekneteten Animationsabenteuers.
Weit nach diesem sporthistorischen Moment diskutieren die Höhlenmenschen um Stammchef Bobnar und den jungen Dug, ob sie lieber Hasen oder Mammuts jagen sollen, als ihnen Besucher aus der Bronzezeit den Tag verderben. Der skrupellose Lord Nooth erklärt die Steinzeit kurzerhand für beendet und vertreibt die gutmütige Truppe aus ihrem geliebten Walddorf. Die einzige Chance, ihre Heimat zu retten, ist ein Fußballspiel.
"Early Man – Steinzeit bereit": Regisseur Nick Park widmet sich im Film der WM 2018
Wenn Dug und Co. gegen die übermächtige Mannschaft von Real Bronzio gewinnen, dürfen sie ihr Dorf behalten. Das wäre so, als müsste eine Hobbymannschaft gegen Manchester City bestehen. Nick Park und seine Firma Aardman Animations sind Spezialisten für die auch als Knetanimation bezeichnete Stop-Motion-Technik. Neben "Wallace & Gromit" schufen sie mit der Komödie "Chicken Run - Hennen rennen" und der TV-Serie "Shaun, das Schaf" weitere Kultwerke des Genres, die mit witzigen Details und der liebevoll gestalten Optik begeisterten.
In "Early Man - Steinzeit bereit" widmet sich Park im Jahr der WM passenderweise dem Fußball. Mit britischem Humor nimmt er das sportliche Trauma seines Landes auf die Schippe. Seit dem WM-Titel 1966 konnte die englische Nationalelf kein Turnier mehr gewinnen. Den Triumph von 1966 stellt Park subtil nach.
Anders als so mancher überladene digitale US-Animationsfilm besticht "Early Man – Steinzeit bereit" mit seiner originellen Geschichte
In "Early Man – Steinzeit bereit" haben die prähistorischen Engländer wegen anhaltender Erfolglosigkeit zunächst sogar mit dem Fußball aufgehört. Aber Dank ihrer Trainerin und Spielgestalterin Goona, die als Frau im Bronze-Team nicht mitspielen darf, kommen Dug und seine Freunde bald in Turnierform. An ihren Trainingsmethoden hätte der frühere Bayern- und Wolfsburg-Trainer Felix "Quälix" Magath wohl seine Freude gehabt. Am Ende gilt jedoch das alte Fußball-Motto: "Elf Freunde müsst ihr sein." Ober: elf Freunde und ein Wildschwein.
Anders als so mancher überladene digitale US-Animationsfilm besticht "Early Man – Steinzeit bereit" mit seiner originellen Geschichte und vielen großartigen kleinen und großen Ideen. So werden zum Beispiel die Wiederholungen von Spielszenen beim großen Fußballmatch in einem Kasperle-Theater nachgestellt.
Einer der urkomischen Höhepunkte ist eine Szene, in der das Wildschwein Hognob als Masseur einspringen muss. Man muss weder Fußballfan noch Sporthistoriker sein, um sich bei "Early Man - Steinzeit bereit" köstlich zu amüsieren. Aber für Erwachsene ist der Film wahrscheinlich noch witziger als für Kinder.
Kino: Cadillac, Cinemaxx, Solln, Leopold, Royal, Monopol (auch OmU) Mathäser (auch OV) sowie Cinema und Museum OV R: Nick Park (GB, 89 Min)
<strong>Lesen Sie hier noch andere <em>AZ</em>-Filmkritiken</strong>
