Kritik

"Don't Worry Darling": Zu schön, um wahr zu sein

Florence Pugh brilliert in "Don't Worry Darling", der Film sieht toll aus – doch es fehlt an Spannung, satirischer Schärfe und Subtilität.
von  Florian Koch
Alice (Florence Pugh) und Jack (Harry Styles) leben in einer wunderschönen, glitzernden 50er-Jahre-Welt. Doch hinter der Fassade stimmt etwas nicht.
Alice (Florence Pugh) und Jack (Harry Styles) leben in einer wunderschönen, glitzernden 50er-Jahre-Welt. Doch hinter der Fassade stimmt etwas nicht. © Merrick Morton/Warner Bros.

Am Ende war es nur ein Scheinwerfer, ein technischer Defekt, der den Stein ins Rollen brachte. Und Truman aus seiner ihm unbewussten, künstlichen Lebens-Show erwachen ließ. Ganz ähnlich wie Jim Carrey fühlt sich anfangs auch Alice (Florence Pugh) noch wohlig-gesättigt in ihrem 50er-Jahre-Idyll, irgendwo in Palm Springs.

Die Schallplatten in dieser artifiziellen Postkarten-Wüstensiedlung spielen coolen Bar-Jazz, die Sonne strahlt auf die glitzernden Cadillacs der Ehemänner, wenn sie früh morgens in geschniegelten Anzügen zeitgleich zu ihrer Arbeit, ihrem ach so wichtigen Forschungsprojekt "Victory" aufbrechen. Alice und ihre Nachbarinnen haben die Hausfrauen-Rollen verinnerlicht, putzen, kochen, shoppen, bis manchmal auch der Arzt kommt. Ein paar Pillen später geht's dann wieder hinein ins Hamsterrad, bis, ja, bis auch Alice endlich Licht in ihr Lebensdunkel bringen will, als kein Scheinwerfer, aber ein rotes Flugzeug plötzlich vom Himmel stürzt und sich zu ihrer Verwunderung keiner wirklich dafür interessiert.

"Don't Worry Darling": Viel Aufmerksamkeit wegen äußerer Umstände

Mit großem Interesse wurde beim Festival in Venedig die Premiere von "Don't Worry Darling" beäugt. Was aber mehr an den äußeren Umständen lag: dem Rausschmiss des ursprünglichen Hauptdarstellers Shia LaBeouf - sein Ersatz ist der Pop-Superstar Harry Styles - und dem Fernbleiben der angeblich grantelnden Pugh von der Pressekonferenz.

Dem in Hollywood gefragten Jungstar ("Black Widow") ist es aber zu verdanken, dass "Don't Worry Darling" nicht vom Spannungs-Gleis fällt. Die in ihrer Wandlungsfähigkeit an Kate Winslet erinnernde Britin versteht es, die gesamte Gefühlspalette dieser Alice, von zunehmender Verunsicherung bis zu rastloser Wut - ausgelöst auch durch gezielte männliche Manipulationen wie durch ihren Ehemann Jack (charismatisch, jedoch eindimensional: Styles) - in jeder Facette brillant auszuspielen. Ein Höhepunkt ist ihr gnadenloses Verbal-Duell beim Dinner mit dem guruhaften Anführer des "Victory"-Projekts Frank (schön fies: Chris Pine).

Es fehlt an Tempo und Spannung

Olivia Wildes Film, so herausragend er auch künstlerisch gestaltet ist, kann da leider nicht mithalten. Es fehlt einfach an der satirischen "Truman Show"-Schärfe. Aber auch an einem Gefühl für Tempo und Suspense. Zu viele Szenen in der häuslichen Einfalt wiederholen sich, führen nirgendwohin. Die Auflösung, die nicht verraten werden soll, erscheint auch weit weniger überraschend als von Wilde intendiert.

Immerhin vermittelt Pugh bei allem filmischen Holzhammer-Feminismus glaubwürdig und durchaus subtil, was es heißt, als junge Frau in die Enge getrieben und mit einer berechtigten Kritik am patriarchalischen System alleingelassen zu werden.

Kinos: Cadillac & Veranda, CinemaxX, Royal, City-Atelier (OmU), Monopol (OmU), Leopold (deutsch und OmU), Mathäser (deutsch und OV), Cinema (OV), Museum Lichtspiele (OV), R: Olivia Wilde (USA, 122 Min.)

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