Dokumentation "Vogelperspektiven": Eine Welt des Staunens
Eine Wasseramsel taucht in fließendem Gewässer von Stein zu Stein auf der Suche nach ihrer nächsten Mahlzeit, ein Kuckuck singt sein unvergleichliches Lied, ein Wiedehopf präsentiert sein markantes Federhaupt. Ab Donnerstag fliegen neben diesen Arten auch Basstölpel, Bartgeier und Eisvögel über die deutschen Kinoleinwände.
Denn nach seinem Kinohit "Das geheime Leben der Bäume" widmet sich Regisseur Jörg Adolph in seinem neuen Film "Vogelperspektiven" nun der Ornithologie. Darin begleitet er Norbert Schäffer, Vorsitzender des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz (LBV) sowie Vogelbeobachter Arnulf Conradi auf ihren Entdeckungstouren. Der Natur- und Dokumentarfilm – mit seinen fantastischen Nahaufnahmen und Einblicken hinter die Kulissen des Naturschutzverbandes – ist eine Liebeserklärung und ein Appell zugleich.

Der Lebensraum für Vögel verschwindet
"Das Beobachten von Vögeln ist eine Lebensform", heißt es zu Beginn. "Man ist im hier und jetzt", sei betäubt von der Schönheit und werde entführt in eine Welt des Staunens. Durch das Fernglas werde der Beobachter direkt in die Welt der Geflügelten katapultiert, man nehme ihre Perspektive ein: Es vergrößere nicht nur, sondern versetze den Betrachter mitten in das Leben der Vögel.
Doch der Lebensraum der Tiere der Lüfte verschwindet. In den letzten 60 Jahren hat Deutschland fast die Hälfte seiner Vögel verloren. Schuld sind die Klimakrise und das damit verbundene Artensterben. Die Vogelwelt sei ein Indikator für gesunde Ökosysteme, heißt es, gleichzeitig warnt sie vor Umweltgefahren.
"Wenn Vögel sterben, sind auch Menschen nicht mehr lange sicher"
Das Bild einer vom Aussterben bedrohten Uferschnepfe zeigt etwa gleichzeitig den Rückgang von Moorflächen und ihre wichtige Funktion als Kohlenstoffsenken auf. Die Wiederansiedlung von Bartgeiern in Bayern, für die sich unter anderem der LBV einsetzt, bewirkt auch, dass Umweltthemen wie Blei in der Jagd besprochen werden. Durch den Einsatz der Naturschützer ist zudem das "Volksbegehren Artenvielfalt" entstanden, das konkrete Maßnahmen fordert und diese dann auch im bayerischen Naturschutzgesetz verankern will.
Denn ist das ökologische Gleichgewicht gestört, zählen Vögel zu den ersten Opfern, heißt es im Film. "Wenn sie sterben, sind auch Menschen nicht mehr lange sicher."
Der LBV-Vorsitzende Schäffer steht mit seinem Team auf einer Wiese des Murnauer Moos. Es ist mitten in der Nacht. Mit Taschenlampen ausgestattet lauschen sie dem Ruf des Wachtelkönigs. Tagsüber versteckt sich die Vogelart am liebsten in hohen Gräsern, nachts jedoch ist sie aktiv. Die Naturschützer besendern einige Tiere, um ihren Bestand kontrollieren. Der Wachtelkönig verliert seinen Lebensraum durch die Trockenlegung von Feuchtgebieten und Ackerbau, er ist stark gefährdet.
Der Film appelliert an Bevölkerung und Politik, umzudenken, nicht einfach wegzusehen. Zugleich erzählt er von Schutzprojekten, wirft einen Blick hinter die Kulissen der Arbeit von Naturschützern, zeigt deren tägliche Aufgaben und ihre Mission, die Natur und Artenvielfalt zu bewahren. Damit die Schönheit dieser Welt auch in Zukunft, schon vor der Haustür, ganz leicht mit einem Fernglas erfasst werden kann.

Vogelperspektiven, 106 Minuten, Kinostart: 16. Februar 2023. Kinotour-Stopp in München: Am Sonntag, 19.02., 11.30 Uhr, im Rio Filmpalast – mit Jörg Adolph und Norbert Schäffer
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