Doku-Serie mit Mark Ronson auf Apple-TV: Schau mal, so klingt's besonders
Worin liegt die Differenz zwischen einem tollen Song und einer ikonischen Aufnahme? Im Klang!, sagt Starproduzent Mark Ronson - und davon sei er besessen. Die Obsession hat ihn weit gebracht: Ronson schuf den Sound des Albums "Back To Black", das Amy Winehouse zur Legende machte, nahm mit Bruno Mars den Riesenhit "Uptown Funk" auf, schuf Hits mit Lady Gaga oder Miley Cyrus, obendrein ist er als DJ weltweit erfolgreich.
"Watch The Sound!": Musikgeschichte unterhaltsam erklärt
In der Doku-Serie "Mark Ronson: Watch The Sound!" nimmt er die Zuschauer mit auf Entdeckungsreise in die wunderbare Welt der Klangerzeugung. Zum Beispiel in die Capitol Studios in L.A., wo in unterirdischen Kammern der natürliche Hall entsteht, der den Sound berühmter Gesangsaufnahmen prägte. Oder in einen riesenhaften ehemaligen Dieselspeicher in Schottland mit dem angeblich längsten Hall der Welt - der die Basis für einen digitalen Effekt bietet, der per Computer-Klick abrufbar ist.
Gemeinsam mit Ex-Nirvana-Schlagzeuger und Foo Fighters-Frontmann Dave Grohl schlitzt Ronson Lautsprecher auf, um zu prüfen, ob Gitarrist Link Wray in den Fünfzigern - so wie kolportiert - den legendären verzerrten Sound von "Rumble" erzeugt hat (Ergebnis: ja, stimmt). Auch viele andere prägende Sounds der Popgeschichte sind durch Zufälle oder Zweckentfremdung entstanden, wie Ronson vorführt.
Fatal war das beim Auto-Tune-Effekt, um den sich die erste Episode dreht. Der entstand in den Neunzigern mit der Absicht, schiefe Gesangstöne zu begradigen. Doch dann drehte Chers Produzent die Regler weiter auf als vorgesehen, und das digitale Programm schuf fernab seiner Bestimmung den unnatürlich-quietschigen Sound des Radio-Hits "Believe". Dieser Song klinge für ihn, sagt Ronson in einem brillanten Satz, als ob Cher aus der Vergangenheit gekommen wäre, um uns vor der Zukunft zu warnen.
Pioniere der Musik erzählen aus ihrer Vergangenheit
Die sechs rund halbstündigen Episoden der Serie sind aber nicht durchgängig so stark. In der Folge über Verzerrung sagen zahllose Musiker kaum mehr, als dass Gitarren verzerrt halt irgendwie geiler klingen.
Umso interessanter ist die Episode über Synthesizer, in der die weiblichen Musikpioniere Delia Derbyshire und Wendy Carlos gewürdigt werden und Paul McCartney launig erzählt, wie er die ungeduldigen Beatles-Kollegen nervte, als er lang mit einem der ersten Moog-Modelle experimentierte, um "Maxwell's Silver Hammer" aufzumotzen.
Die aufwendig produzierte Mini-Serie wird auch dem Anspruch ihres Titels gerecht, das Thema Sound visuell ansprechend zu präsentieren, unter anderem durch Animationen, durch zahllose Musikvideo-Schnipsel, durch Ronsons Besuche in den edlen Studios seiner Rockstar-Buddies wie Josh Homme oder Dave Grohl.
Ronson punktet mit besonderem Faible
Und visuell hilft natürlich auch, dass Mark Ronson nicht nur mit der Computermaus herumscrollt, sondern ein Faible für Geräte aus den Achtzigern hat, für Sampler und Drum Machines. Bahnbrechende Entwickler wie Roger Linn, Musiker wie die Beastie Boys und Produzenten wie DJ Premier erzählen, wie sich dank dieser Maschinen neue Wege für Kreativität auftaten, wie HipHop entstand - und sich die Popmusik veränderte. Ein Beispiel: Erst nahm Tüftler Roger Linn eine Snare Drum auf und machte den bearbeiteten Sound in seinem Drum Computer abrufbar - dann versuchten die Schlagzeuger der Achtziger Jahre, ihre echten Trommeln klingen zu lassen wie dieses Gerät.
Wie Mensch und Maschine den Sound der Popmusik gemeinsam stetig weiter entwickelten, das erzählt "Mark Ronson: Watch The Sound!" ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder Linearität, sondern episodisch und recht unterhaltsam. Musiknerds dürfen sich besonders angesprochen fühlen, aber die Serie richtet sich auch an alle anderen, die wissen wollen, wie die Sounds zustande kommen, die wir tagtäglich hören.
"Mark Ronson: Watch The Sound!" (auf Apple TV+)
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