"Die Schlösser aus Sand": Subtiler Pas de deux

Sandburgen, das sind für Regisseur Olivier Jahan "Gebilde, die aufgebaut werden, zerstört werden und wieder aufgebaut…". Das kann gelingen, aber ob die zweite Sandburg so schön ist wie die erste oder standfester, weiß man nicht. Auch nicht, ob eine verflossene Liebe ein Revival erleben, noch einmal einen Gefühls-Tsunami auslösen und dem Alltag trotzen kann.
Bei Eléonore und Samuel sieht es nicht gerade nach kribbelnden Stunden aus. Die Fotografin um die Dreißig fährt mit ihrem Ex-Partner in die Bretagne, um das Haus des verstorbenen Vaters mit schlechtem Gewissen zu verkaufen, der Ort, an dem die beiden einst Stunden voller Leidenschaft verbrachten. Ihr Herz hängt an der Holzveranda, dem Garten, den Winkeln voller Erinnerungen.
Aber sie braucht Geld, die Geschäfte laufen schlecht. Eléonore bedauert ihre Affäre mit einem Musiker, auch Samuel ist noch nicht über die Trennung hinweg, obwohl er sich schnell mit einer neuen Freundin getröstet hat, mit der er ständig skypt. Aber an einem Wochenende kann viel passieren, auch wenn ständig neue Kauf-Kandidaten durch die Räume stapfen.
Sehr französisch kommt dieser Pas de deux daher, der die Figuren in ihren Widersprüchen und Schwächen belässt, ein Kammerspiel, in dem eine Off-Stimme die Ereignisse kommentiert, die Schauspieler manchmal in die Kamera intimste Gedanken sprechen oder ein Gedicht rezitieren. Trauer um den Vater (der wie ein Phantom auftaucht) und Wut über eigene Fehler mischen sich mit der vagen Hoffnung auf einen Neuanfang.
Da wechseln im Eiltempo Szenen voller Vorwürfe mit plötzlichen Albernheiten und leiser Zärtlichkeit, da wiegt das Schweigen schwer. Und wie eine sanfte Dompteuse agiert die Maklerin (Jeanne Rosa), eine Frau mit lockerem Charme und schmerzhafter Lebenserfahrung, die die Annäherung des Paares subtil vorantreibt.
Es ist ein mit Hindernissen gespickter Parcours in emotionaler Dichte und mit Sinn für trockene Situationskomik über das Loslassen, Wachsen und Reifen, den Emma de Caunes und Yanick Renier mit großer, manchmal auch verletzender Ehrlichkeit meistern, ohne sich in Kitschfallen oder falschen Sentimentalitäten zu verfangen.
Am Ende zweier Tage voller Überraschungen, Unsicherheiten und Zweifel ist in dieser melancholischen, bitter-süßen Komödie alles möglich, oder auch nicht.
Kinos: City, Monopol
Regie: Olivier Jahan (F, 102 Min.)