"Die rote Schildkröte": Vom Sinn des Lebens

Ganz unaufgeregt stellt der Animationsfilm "Die rote Schildkröte" Grundfragen des Daseins.
Mächtiger Sturm auf hoher See. Ein Mann schafft es mit Müh’ und Not bis zu einer einsamen Insel, erkundet sie und fällt in eine Felsspalte, aus der er nur durch einen engen Gang schwimmend entkommen könnte. Von Anfang an entwickelt Michael Dudok de Wits Animationsfilm "Die rote Schildkröte" einen regelrechten Sog. Das Ringen des namenlosen Mannes mit seinem Schicksal wird rasch zum Kampf des Betrachters.
Dass komplett auf Dialoge verzichtet wurde, machte die Erzählung von einem Schiffbrüchigen zur Herausforderung. Doch mit einfachen Zeichnungen und gut gewählter Hintergrundmusik lässt sich der Zuschauer schnell auf die Geschichte ein.
Es wird viel mit wenig Mitteln erzählt
Der Schiffbrüchige will die Insel verlassen, doch mehrere Versuche werden von einer roten Schildkröte verhindert. Die muss dran glauben, doch noch während der Tat kommt Reue auf. Kurz darauf wandelt sich die deprimierende Robinsonade in eine Geschichte reich an magischem Realismus, in der der Mann auf wundersame Weise eine Frau findet und sich entscheidet, sein Leben auf der Insel zu verbringen.
Fortan wird viel mit wenig Mitteln erzählt, und immer, wenn die simple Geschichte sich etwas in die Länge zu ziehen droht, passiert etwas, das die Stabilität des Alltags des Adam-und-Eva-gleichen Paares durchrüttelt: Die Geburt ihres Sohnes, sein Heranwachsen, ihr eigenes Älterwerden und natürlich auch der Tod, ebenso wie unvorhersehbare Katastrophen, gehören nun mal zum Kreislauf des Lebens. Von mit billigen Effekten ist dieser Film meilenweit entfernt. Statt dessen stellt man sich eine ganz entscheidende Frage: Was macht das Leben eigentlich aus?
Kino: Arena
R: Michael Dudok de Wit (F/B/J, 81 Min.)