Die Minions sind zurück!

2,5 Millionen Kinder und große Kinder amüsierten sich 2010 über den sympathischen Oberfiesling Gru und seine kleinen, gelben Helferlein. Jetzt zeigt er sich in Teil 2 wieder „einfach unverbesserlich”
von  Martin Schwickert

Mit ihrem Animationsfilm „Ich – einfach unverbesserlich” hatten Chris Renaud und Pierre Coffin das Genre von „007” und „Mission Impossible” erfolgreich ins Kinderzimmerformat übersetzt. Dabei machten sie sich die Erkenntnis zunutze, dass in solchen Filmen die Schurken stets die interessanteren Charaktere abgeben. Nicht ein aufgeblasener Superheld, sondern ein untersetzter Großkrimineller mit ausladender Hakennase und russischem Akzent wurde hier zur Hauptfigur gekürt. An dessen Tür klopften drei kleine Waisenmädchen, die im Verlauf der Geschichte das Herz des Oberfieslings Gru systematisch aufweichten.

Aber wie soll es weitergehen mit einem Schurken, der sein Herz für Kinder entdeckt hat und dem deshalb im Genreschema zwischen Gut und Böse nur noch wenige Entwicklungsmöglichkeiten bleiben? Auf diese Frage scheinen die Filmemacher in der Fortsetzung auch keine Antwort gefunden zu haben und verzichten auf weitere katharsisartige Veränderungen.

Im grauen, dunklen Haus des Meisterdiebes herrscht nun buntes Kleinfamilienchaos, und im Kellergeschoss, wo einst Tüftler Dr. Nefario komplizierte Waffen und Fahrzeuge entwickelte, werden heute Konfitüre und Fruchtgelees abgefüllt. Aber dann wird Gru von der agilen Agentin Lucy als Insider angeworben. Er soll helfen einen Bösewicht dingfest zu machen, der im Besitz eines Mutationsvirus ist, das harmlose Kaninchen in hörige, wütende Monster verwandelt. Und so wird der ehemalige Schurke doch noch zum Weltenretter, wodurch die Figur einiges an ihrer widersprüchlichen Attraktivität verliert. Aber was dem Sequel an konzeptioneller Kreativität fehlt, macht es durch originelle Details wett.

Ein echter Zugewinn ist die Figur der taffen Agentin Lucy, die körperlich wie verbal durch ihre Schlagfertigkeit punktet. Größerer Raum wurde in der Fortsetzung den kleinen gelben Minions eingeräumt, die sich zu den heimlichen Stars des ersten Teils gemausert hatten. Die hohe Aufmerksamkeit für die Winzlinge ist allerdings auch strategisch begründet, denn ein Spin-Off, das die Minions in den Mittelpunkt stellt, hat das Studio schon in Vorbereitung.

Kino: Cincinnati, Cinemaxx, Gloria (OV), Mathäser, Münchner Freiheit (ab 7.7.), Rex, Royal, Solln, Cinema (OV), Museum Lichtspiele (OV)
R: Pierre Coffin, Chris Renaud (USA, 98 Min.)

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