Die Kritik zum Kinofilm Mein Blind Date mit dem Leben" mit Kostja Ullmann

Marc Rothemunds „Mein Blind Date mit dem Leben“ ist eine nette, romantische Komödie, die es sich etwas zu leicht macht.
von  Adrian Prechtel
Er ist der wahre Sali und er macht das Super: Saliya Kahawatte und Kostja Ullmann machen sich bei der Filmpremiere in München gegenseitig Komplimente.
Er ist der wahre Sali und er macht das Super: Saliya Kahawatte und Kostja Ullmann machen sich bei der Filmpremiere in München gegenseitig Komplimente. © Studiocanal

Marc Rothemunds "Mein Blind Date mit dem Leben" ist eine nette, romantische Komödie, die es sich etwas zu leicht macht.

"Manche Geschichten sind zu schön, um wahr zu sein", sagt man so. Aber es gibt ja auch den Spruch: "Die schönsten Geschichten schreibt das Leben selbst!" Für Marc Rothemunds "Mein Blind Date mit dem Leben" gilt beides. Einerseits basiert die Geschichte vom fast blinden Jungen, der unbedingt in einem Edelhotel arbeiten will, auf der romanhaften "wahren" Lebensgeschichte von Saliya Kahawatte. Anderseits ist alles einer allzu vorhersehbaren filmischen Dramaturgie unterworfen – mit Krise, Überwindung, größter Gefahr und Happy End.

Ein netter Junge (Kostja Ullmann als Sali) bekommt die Horrornachricht, dass er fast erblinden wird, aber er hält an seinem Traumfest, muss seine Umwelt täuschen, findet einen – charakterlich gegensätzlichen – Kumpel (Jacob Matschenz), der ihm hilft, dass das Kartenhaus nicht zusammenfällt. Was fehlt? Die Liebe in Form einer schönen, alleinerziehenden Mutter (Anna Maria Mühe). Dass die romantische Komödie dennoch charmant bleibt, liegt nicht nur an der rührenden Geschichte, sondern vor allem an Kostja Ullmann, der so liebenswürdig einnehmend ist, dass man sich bedingungslos auf seine Seite schlägt. Denn selbst die moralische Falle, dass er Lügen muss, verzeiht man ihm sofort. Das glättet den Film, wie überhaupt alle härteren Aspekte zugunsten reinen Wohlfühlens verdrängt werden: die schwierigen Familienverhältnisse mit Migrationshintergrund, Angst und Streß, die mit Drogen bekämpft werden. Alles ist weichgespült und wird nicht als spannende dunklere Seite genutzt.

Felix Krull im Bayerischen Hof

Dazu passt auch Salis generell unerschütterliche Anständigkeit, als Felix Krull erotische Möglichkeiten in den Hotelzimmern zu nutzen. Gedreht wurde aber nicht im Hamburger Originalhotel, sondern alles in den Bayerischen Hof verlegt.

Und wenn es einen Bayerischen Filmpreis für Product-Placement gäbe, der Bayerischen Hof würde ihn problemlos gewinnen. Denn der Film ist nicht nur ein blinder Werbefilm für Münchens Schönheit, sondern vor allem für das Traditionshotel am Promenadeplatz, ganz ohne diskreten Charme.    


Kino: Astor Lounge Bayerischer Hof, Cinemaxx, Gloria, Mathäser, Münchner Freiheit, Rex, Rio, Royal

Regie: Marc Rothemund (D, 111 Min.)

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