Die Kritik zu Fack ju, Göhte 3: So ist die neue Komödie mit Elyas M'Barek.

Eines der großen Tragödien ist: Kinder lernen eigentlich gerne und gehen auch gerne in die Schule, bis... Ja, bis man sie frustriert! Und so ist die Meta-Ebene dieser Millionen-Komödie die durchaus ernste Frage: Wie lässt man Schüler, die sich auf der Resterampe des bayerischen Bildungssystems verlassen fühlen, an sich selbst und die Zukunft glauben?
Die herbe Dame vom Berufsinformationszentrum (Corinna Harfouch) jedenfalls lässt schnell noch die Daten der Chaosklasse 11b der Goethe-Gesamtschule durch das Zukunfts-Berufsprogramm laufen. Das Ergebnis für Danger (Max von der Groeben), Burak (Aram Arami), Ploppi (Lucas Reiber), Zeynep (Gizem Emre), Chantal (Jella Haase) sind Perspektiven wie Kanalarbeiter oder Altenpfleger. Und für den Amateur-Superpädagogen Zeki Müller (Elyas M'Barek): Schlachter.
So general-demoralisiert ist es für Zeki Müller die große Herausforderung, seine Chaostruppe durch's Abitur zu hieven: mit Schummeln . Was die Klasse aber unglaubwürdig heroisch ablehnt! Und wenn umgekehrt Müller sich zuvor noch einer Lehrprobe unterziehen muss, ist das für die Klasse natürlich Ehrensache, Zeki beim nicht gerade frischen "Homo Faber"-Stoff nicht hängen zu lassen, auch wenn natürlich das "homo" dabei voll "schwul" ist.
Man merkt dem Film an, dass PR-trächtig der Starttermin des dritten Teils bereits angekündigt wurde, als noch keine Drehbuchzeile von Regisseur Bora Dagtekin geschrieben war. Eine Schnell-Umfrage unter "Göhte"-Fans sollte Ideen und Klarheit bringen, was zugkräftig wäre.

Lieblingsteam im Klassenzimmer: Die Schauspieler (v.l.n.r.) Lena Klenke (unten), Max von der Groeben, Aram Arami, Lucas Reiber, Gizem Emre sowie Jella Haase (unten, rechts) und in der Mitte: Elyas M’Barek. Foto: Constantin Film
So ist der Film ohne dramaturgischen Fluss und kommt - überraschenderweise - ohne Liebesgeschichte aus, obwohl "Fack ju, Göhte 3"-Erfolgs als "Final Fack" angekündigt wird und sich Sandra Hüller als wirklich coole Neulehrerin angeboten hätte. Aber über eine Schuldusch-Szene von M'Barek, nachdem die Sprinkleranlage mit rot eingefärbtem Löschwasser alles verspritzt hat, ist keine Erotik im Spiel, sieht man vom Cybersex mit Chantal im vom Klemmi Ploppi gebastelten Vibrationsanzug ab.
Was also bleibt? Wenig. Denn es gibt keine Sprüche oder Neologismen, die so kult werden könnten wie "geisterkrank" oder "Heul leise, Chantal!" aus dem Ursprungsfilm. Und da, wo der Film Emotion oder sogar Sozialkritik wagt, geht es schief: der Workshop Mobbing in der Gesamtschulturnhalle ist eine reine Aufsage-Rührnummer, in der sich dann auch Müller als gemobbt outet. Und der Lehrer-Besuch bei Chantals Alk-Mutter (Pamela Knaack) an ihrem Bar-Arbeitsplatz ist unbeholfen und peinlich platt.
Nach dem Schülerausflug nach Thailand im zweiten Teil, ist das "Back to School" etwas angestrengt: Uschi Glas darf bei aller Selbstironie keinen Witz beisteuern, Katja Riemann spielt die schnüffelsüchtige Direktorin wunderbar, aber das Drehbuch schenkt ihr auch nichts, vor allem nichts Neues.
15 Millionen Zuschauer haben die ersten beiden Teile im Kino gesehen und die dürfen am Ende der ungeplanten Trilogie sich auf das risikofreie Motto "bekannt, bewährt" freien - und dann erwachsen werden. Chantal schafft es in eine Hochglanz-Beautyredaktion. Danger tobt jetzt seinen schweißtreibenden Testosteron-Überschuss als neuer Jackson Pollock mit Actionpainting an der Kunsthochschule aus.
So werden doch noch alle - was die Dame vom Berufsinformationszentrum ja für unmöglich gehalten hat - "vollwertige Mitglieder unserer Gesellschaft"!
Kino: Astor, Cadillac, Cincinnati, Cinemaxx, Sendlinger Tor, Gloria, Solln, Leopold, Rex, Mathäser, Münchner Freiheit, Rio, Royal
B&R: Bora Dagtekin
(D, 115 Min)