Die Freiheit, das Leben verlassen zu können

Ein Film, der bei aller Todesnähe, sogar Heiteres hat: "Und morgen Mittag bin ich tot" mit der grandiosen Liv Lisa Fries.
von  Adrian Prechtel

Zwei Dinge tragen diesen besonderen Film: Da ist dieses immer etwas zu intensive Atmengeräusch und dazu dieses wunderbar selbstbewusste, liebeswert frische Gesicht von Lea (Liv Lisa Fries). „Und morgen Mittag bin ichtot“ ist ein packender und optimistisch vitaler Film zu einem Radikal-Thema: Sterbehilfe. Und hier will nicht ein alter Mensch das Leben lassen, sondern eine erst 21-Jährige, die unheilbar an Mukoviszidose erkrankt ist.

Per SMS zum Geburtstag nach zürich einladen

Per SMS ruft Lea (Liv Lisa Fries) ihre gesunde Schwester Rita (Sophie Rogall), die Oma und auch ihre Mutter (Lena Stolze) zu sich – zum Geburtstagsfeiern. Nur der Ort ist ungewöhnlich: Zürich. Der Geburtstag soll der Tag ihres freiwilligen Todes durch Sterbehilfe werden. Schwester und Oma sind eingeweiht, die Mutter, die ihr eigenes Leben dem Kampf für ihre kranke Tochter geopfert hat, kann ihre Tochter nicht einfach sterben lassen: „Zeig’ mit mal eine Mutter, die das fertig bringt..“ sagt sie aufgewühlt verbittert am Geburtstagstisch. „Ich brauch’ dich jetzt“, entgegnet Lea entwaffned - und es stimmt: In diesen entscheidenden Stunden vor dem Tod, geht es um sie, um ihre Entscheidung.

Man kommt bewegt und freier aus dem Kino

Regisseur Frederik Steiner hat einen großen Kinofilm geschaffen. Ganz natürlich, ungeschönt und genau dadurch berührend echt ist eines der heikelsten Themen durchgespielt. Dabei wird auch gezeigt, wie ein Kranker die Kontellation um sich herum völlig verändert: alles richtet sich nach ihm aus – das Mutter-Tochterverhältnis wird Lebenssinn-stiftend verstrickt, die gesunde Schwester muss sich unterordnen, der Vater ist längst überfordert abgehauen, die Oma ist freier und damit ein großer emotionaler Bezugspunkt. Wer hier den Schritt ins Kino wagt, kommt bewegt und freier wieder heraus. Und hat sogar viele heitere, witzige Momente erleben dürfen.

Kino: Neues Arena
R: Frederik Steiner (D, 102 Min.)

 

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